Bright EyesThe People's Key
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Referenzen:
Conor Oberst, Desaparecidos, Monsters Of Folk, Villagers, Cursive
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Autor: |
Pascal Weiß |
Damals, 2002, schlug die traditionelle Motivationskurve des Zivi-Daseins voll zu. Von einer gewissen Anfangseuphorie erster – na sagen wir mal – Stunden, keine Spur mehr. Das Ende in so weiter Ferne, kaum zu sehen. Vor einem der dunkle, kalte Winter. Erst in den eigenen Händen, wenig später nach anfänglicher Skepsis meines Zivi-Leidgenossen doch im CD-Player des 15-Minuten-Frühstücks-Pausenraums für Monate festgetackert ein in vielerlei Hinsicht prägendes Album eines jungen Burschens, der wirkliche Probleme zu haben schien.
„Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground“, der endgültige Durchbruch für Bright Eyes und Saddle Creek, wurde nicht nur der Soundtrack zu endlos vielen Kickermatches, die für eine gewisse Zeit zum mitwichtigsten Lebensinhalt wurden. Sondern vor allem ein Soundtrack für einen nicht enden wollenden Winter, der objektiv betrachtet übrigens schon ab Mitte Februar von einer ungewöhnlich langen Sonnenperiode abgelöst wurde. Ach, wie wünscht man sich nun in alten Zeiten schwelgend zumindest diesen jungen Conor Oberst zurück, der sich seitdem wie einer linearen Verlaufskurve folgend von einem begnadeten Lebenszweifler zu einem konturlosen Country-Musiker entwickelt hat. Doch aufgepasst, mit „The People’s Key“ soll nun alles anders werden. Und so hat das wahnwitzige Einwanderungsgesetz in Arizona dann doch noch was Sinnvolles mit sich gebracht, denn Conor Oberst hat nicht nur das Projekt The Sound Strike so ernst genommen, dass er mit „Coyote Song“ dafür sein bestes Stück seit langer Zeit ins Rennen schickte, sondern zudem anscheinend den kleinen Rebellen in sich wieder zum Leben erweckt.
Alles andere als verwunderlich also, dass Danny Brewer von Refried Ice Cream auserwählt wurde, um das Album mit seinen Ansprachen eröffnen, verabschieden und mit gehobenem Zeigefinger verbinden zu dürfen. Bis sich die einzelnen Songs zu einer großen, mächtigen Gemeinschaft formen mögen. So die Theorie. Auch Conor Oberst ist angetan von dieser Idee, so sehr sogar, dass er seine Weggefährten Mike Mogis und Nathaniel Walcott weiter vorn positioniert und Bright Eyes nicht mehr als Solo-, sondern als Bandprojekt präsentiert.
Musikalisch am ehesten mit dem 2005er Electro-Pop-Werk „Digital Ash In A Digital Urn“ vergleichbar, beizeiten wie etwa in dem allerdings um einen verzichtbaren Refrain aufgebauten „Jejune Stars“ oder dem treibenden „Triple Spiral“ ähnlich rumplig rockend wie in Obersts turbulenter Desaparecidos-Phase, gibt es auf „The People’s Key“ keine festgelegte Stilrichtung. Man ist offen für Neues. Für offensichtliche Hits wie „Shell Games“ oder „Haile Selassie“, für ein aufgewühltes und beeindruckendes „Beginner’s Mind“, aber auch für ein anfangs weniger griffiges „One For You, One For Me“. Ganz so, als wäre der am Tag des US-Erscheinungstermins (15.02.) 31 Jahre alt werdende Conor Oberst und seine traute Truppe mit Bright Eyes noch mal auf der Suche. Auch nach sich selbst. Dass dabei ausgerechnet die einzige zurückhaltende und tragische Piano-Ballade „Ladder Song“ die ganz großen Momente auf „The People’s Key“ bereithält, mag Zufall sein: „Will I know when it’s finally done? This whole life is a hallucination/ You’re not alone in anything/ You’re not alone in trying to be.“ Wie er auf einmal wieder Recht haben kann.
Label: Polydor (Universal)
Referenzen: Conor Oberst, Desaparecidos, Monsters Of Folk, Villagers, Cursive
Links: Albumstream | Official | MySpace
VÖ: 11.02.2011
Rauscht bis auf drei Songs irgendwie nur vorbei…
Ist das erste Bright Eyes-Album, mit dem ich nicht warm werde. Selbst „Cassadaga“ find ich letztlich stärker als dieses wie automatisch hingeschriebene und produzierte Werk ohne eindringliche Momente.
„Shell Games“ war viel versprechend, aber im Ganzen ist das Album dann doch erstaunlich eintönig geraten. Je nach Stimmung würde ich das nett oder enttäuschend nennen.
Eine gewisse Enttäuschung kann ich nachvollziehen, vor allem, wenn man sich an den Anfängen orientiert. Eintönig allerdings finde ich es ganz und gar nicht, im Gegenteil. Die Lyrics passen auch und können über so manchen durchschnittlichen Refrain hinwegsehen lassen.
Insgesamt ungefähr gleichauf mit „Cassadaga“, vielleicht 0,5 Punkte schwächer. Von „Fevers“ oder „Lifted“ natürlich meilenweit entfernt, klar.
Aber zumindest der „Ladder Song“ ist doch nun wirklich alles andere als wenig eindringlich, Markus.
also vor allem die ersten albumhälfte finde ich gelungen, aber auf ganzer länge kann es wahrhaftig schnell zum nervenspiel werden. gibt ja derzeit auch viel anderes, gutes, zu hören.
was den „ladder song“ betrifft, so kann ich nur zustimmen: sehr bewegend, vor allem, wenn man sich bewusst macht, dass dieses lied nach dem selbstmord eines guten freunds von oberst enstanden ist..
schlecht ist das album definitiv nicht.
[…] allein jedoch reichen nicht aus. Pop liegt eben nicht jedem – da kann Conor Oberst (Bright Eyes) sicherlich ein Lied von singen. Aber erstmal Entwarnung an dieser Stelle: Bei Iron & Wine […]
[…] Wirklich für Bored Man Overboard sprechen aber letztendlich ihre Songs, die sich wie etwa der an Bright Eyes erinnernde “Song For A Bird” oder das sowohl im Gesang als auch in den Bläsersätzen […]