Cut CopyZonoscope

Der Druck ist groß: Zehn Jahre nach der Bandgründung erscheint mit „Zonoscope“ nicht nur das dritte Album der australischen Synth-Popper Cut Copy, sondern damit auch der Nachfolger von „In Ghost Colours“, das es 2008 auf Platz 1 der heimischen Charts schaffte. Die Frage ist nun, auch mit Blick auf den europäischen Kontinent: Wie geht es weiter?

Der Einstieg ist risikolos gewählt: Erst einmal im stark an Fleetwood Macs „Everywhere“ erinnernden „Take Me Over“ ganz patriotisch den Sound von Men At Work auspacken. Die waren auch aus „Down Under“ und zufällig die einzige Band von dort, die gleichzeitig in den USA ein Album und eine Single ganz oben in den Billboard-Charts positionieren konnte. Zugegeben, trotz des schon länger andauernden 80er-Revivals bekommt man so einen authentisch nachempfundenen Tom-Klang wie in diesem Song selten zu Gehör. Wenn Cut Copy so weitermachen sind sie bald auch „Big in Japan“.

Als kleiner Einwurf folgt „Where I’m Going“: Schlendernder Indie-Pop mit „Uh Uh Uh – Yeah Yeah!“-Refrain und ordentlich Hall auf der Stimme. Das Tierkollektiv will gerade grüßen – da geht’s auch schon weiter mit dem tropischen „Pharaos & Pyramids“. Wieder greifen Cut Copy vergnügt in die 80er-Jahre-Wundertüte, dazu Gesangslinien, die Modern Talking nicht kitschiger hätten fabrizieren können: „Please baby, please baby / Don’t take my heart away.“ Der Track ist dennoch ein Highlight.

Das gilt auch fürs tropisch perkussive „Blink And You’ll Miss A Revolution“, in dessen Falsett-Refrain Dan Whitfords „Baby baby, can’t you see?“ schmeichelt – keine Band verwurstet die Synthpop-Klassiker so gut zu tanzbarer Neuware wie Cut Copy. Man könnte sich nun fragen, ob es nicht ein bisschen dreist ist, alles, was vor zwanzig Jahren schon geklappt hat auszugraben und einen eigenen 80er-Frankenstein zum Leben zu erwecken. Doch wer kann andererseits den vier Australiern böse sein, wenn die Songs streckenweise einfach derart zünden?

Die zweite Hälfte beginnt dann allerdings eher indierockig, entfaltet sich nicht ganz so rasant wie der Beginn der Platte. Einen gewissen Ohrwurmfaktor können Songs wie „This Is All We’ve Got“ schon vorweisen, stehen aber dennoch zu sehr im Schatten der vorausgegangenen Stücke. Schon in einem Interview wurde der 15-minütige Abschlusssong „Sun God“ angepriesen, welcher mit deftigen Beats, Synthesizer und den hallenden Zeilen: „Please, won’t you give your love to me?“ anstößt. Im Grunde läuft es also nach dem selben Muster ab wie zuvor – bis alles in einem gehörigen Klanggewitter zermalmt wird. So stehen sie mit diesem Überlänge-Track sogar noch mit einem Bein im Underground, halten sich noch ein Hintertürchen offen, falls die Anfragen für Vodafone-Werbespots und die damit einhergenden Verkaufszahlen in Europa ausbleiben sollten.

71

Label: Modular

Referenzen: Holy Ghost!, Fleetwood Mac, New Order, LCD Soundsystem, Midnight Juggernauts, ELO

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 14.02.2011

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum