Jimmy Eat WorldInvented

Mit Erwartungen ist das immer so eine Sache: Entweder sind sie zu hoch oder zu niedrig. Während letzteres jedoch keinerlei negative Auswirkungen auf die persönlichen Empfindungen hat, ist erstere Variante nicht ganz so ungefährlich für das eigene Gemüt: Ist nämlich ein Produkt – sagen wir: ein neues Album einer bereits etablierten Band – nicht so toll wie erhofft, neigt der durchschnittliche Konsument dazu, es noch schlechter zu sehen als es eigentlich ist. Was das alles mit Jimmy Eat World zu tun hat? Viel.

Die Geschichte ist alt, aber dennoch kommt man nicht umhin, sie immer und immer wieder zu erzählen: Im Jahr 1999 veröffentlicht eine bis dahin weitgehend unbekannte Band eine Platte namens „Clarity“, die in der Folgezeit unzählige andere Künstler beeinflusst und in den Herzen vieler Musikfans einen festen Platz erobert. Im Jahr 2010 veröffentlicht die gleiche Band ihr mittlerweile siebtes Studioalbum mit dem Titel „Invented“ und aus der ursprünglich kleinen Emo-/Alternative-/College-/Nennteswieihrwollt-Rockgruppe ist ein weltbekannter Act geworden, dessen Alben sich millionenfach verkauft haben.

Warum dieser kurze geschichtliche Abriss unbedingt sein musste? Nun, nach dem im besten Fall mittelmäßigen Vorgängerwerk „Chase This Light“ weckte im Frühjahr die Ankündigung eines neuen Jimmy-Eat-World-Albums ganz große Hoffnungen. Schließlich arbeitete die Band für „Invented“ wieder mit Mark Trombino zusammen, dem Produzenten von „Clarity“ und „Bleed American“, zudem durfte Gitarrist Tom Linton das erste Mal seit 1999 wieder die Lead Vocals für einen Song übernehmen und überhaupt: Glockenspiel, Streicher, weiblicher Hintergrundgesang! Alles war bereit für ein weiteres Meisterwerk – aber das kam einfach nicht.

Es wäre nun natürlich zu einfach, die ganze Problematik um Jimmy Eat World auf eine überzogene Erwartungshaltung von Fans und Kritikern zu reduzieren. Dafür hatte das Quartett zuletzt dann doch selbst ein wenig zu offensichtlich an‘s eigene Denkmal gepinkelt. Dennoch lässt sich in den letzten Jahren eine Entwicklung nachzeichnen, die für Künstler und Bands, die irgendwann einmal etwas veröffentlicht haben, das für viele Menschen „wichtig“ ist, ein mittelgroßes Dilemma ist: Mit ihnen wird besonders hart umgegangen. Im Falle von Jimmy Eat World wurde so schon das noch äußerst gute „Futures“ hier und da als erster Schritt in den Abgrund gewertet, um dann spätestens zur Veröffentlichung von „Chase This Light“ die bereits lange vorbereiteten „die sollten sich besser auflösen“-Floskeln aus der Schublade zu holen.

Das tat die Band nicht – zum Glück, sagen die einen. Leider, die anderen. Recht machen kann sie es letztlich ohnehin niemanden, das zeigt allein ein kurzer Blick auf die Kritiken oder in die Foren dieser Welt. Manche haben da tatsächlich ihre zweite „Clarity“ gefunden, andere ein neues Brechmittel. Bleibt am Ende nur eine Frage: Warum steht hier nichts über die Musik auf „Invented“? Nun, mit Rezensionen ist es manchmal wie mit neuen Alben – nicht immer werden die Erwartungen erfüllt.

„Fanboy“:

Neutraler Beobachter:

„Die waren früher besser“:

Label: Interscope (Universal)

Referenzen: The Get Up Kids, Dashboard Confessional, Straylight Run, The Juliana Theory, New End Original

Links: Homepage | MySpace

VÖ: 24.09.2010

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