Kyü: Waldschrat-Folk und Kammerspiele

Es ist ein Motto, was der Hippie-Zeit entstiegen sein könnte: Zurück zur Natur, zurück zur Ursprünglichkeit. Reduktion heißt die Formel, die hier alles fest im Griff hat. So fest, dass es beinahe schmerzt. Wenn Freya Berkhout ihre Stimme die Klippen herunterstürzt, leiert, leidet oder den Geister-Blues auf die Stimmbänder spannt, dann ist das der Gradmesser, ob dieses Album funktioniert.

Wer sich damit arrangieren kann (die- oder derjenige mag vermutlich auch Joanna Newsom, Fever Ray, Coco Rosie, Wildbirds & Peacedrums, Björk oder Mary Margaret O’Hara), dann entfaltet sich ein Werk voll spröder Schönheit und magischer Entrücktheit. Die A-capella-Versatzstücke sind da nur die Ankerpunkte eines ungewöhnlich strukturierten und jederzeit wundersamen Albums.

Heidnische Rhythmen, die skelettiert umso wirksamer ihr störrisches Spiel entfachen, treffen auf schamanischen Ausdruckstanz und wundersame Sounds aus den moorigen Niederungen der Wildnis. Es sind Skizzen eines Zaubers, die verhangen in der Luft stehen. Aber auch so manch fast schon in diesem Kontext als konservativ zu brandmarkendes Piano, das mit spärlichen Anschlägen bedacht wird, findet sich auf diesem Album, das das Experimentelle als Kammerspiel zelebriert: Spielerisch anmutende Details kommen zum Vorschein, weil die Kompositionen immer genug Freiraum für Ergänzungen lassen. Das meiste ist aber einfach ein sonderbares spirituelles Kraut, was eine eigenartige Stimmung hervorruft: immer auf dem Grad zwischen Bedrohung und Friedfertigkeit. Dazu ertönt abseitiges Klickern, wuchtiges Getrommel und unheilvolles Rauschen. Dieses Debüt-Album des australischen Duos ist für Spezialisten, knorriger Freak-Folk der Sonderklasse.

Link: Myspace | Label

Das Album ist via iTunes erhältlich

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