Ein Herbstspaziergang: Teil 1

Ein Herbstspaziergang: Teil 1

„Komm in den totgesagten Park und schau…“

Niemand anderes als Stefan George hat mit dieser Zeile eine mehr als geeignete Beschreibung des Sommerverfalls erdacht und lässt den Herbst wie einen morbid-schaurigen Gast erscheinen, der sich wie ein Schleier über die letzten Sommerblumen legt. Jetzt wird es Zeit für Kuscheldecken, heißen Kakao und vielleicht auch ein Stück Kürbiskuchen, um es sich auf der Couch so richtig nett zu machen. Hilfreich dabei: 10 neuere und neueste Alben arrivierter, aber auch neuerer Künstler mit Folk im Blick, Melancholie in der Stimme und Wärme im Herzen.

Dylan LeBlanc – Paupers Field

Dylan LeBlanc zum Beispiel nimmt uns auf seinem Debütalbum „Paupers Field“ mit auf Zeitreise und bedient sich fast nur mit Gitarre in den Händen vor allem bei Vorbildern wie Neil Young und Bob Dylan, was sich auch stimmlich sehr bemerkbar macht. Ähnlich wie früher im Jahr bereits Josh Ritter spannt er den großen amerikanischen Bilderbogen, bleibt aber stilsicher im Americana und Country-Rahmen und zaubert mit „5th Avenue Bar“ einen perlenden Tränenzieher.

Label: Rough Trade/Beggars Group | Homepage | VÖ: 20.08.2010

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Niall Connolly – Brother, The Fight Is Fixed

Niall Connolly ist da eher der Vagabund unter den Barden. Auch vorzugsweise mit Gitarre und Banjo bewaffnet, klingt er eher nach amerikanischem Rebell, nicht ohne das sanfte Element zu vernachlässigen. „Brother, The Fight Is Fixed“ ist facettenreich ohne beliebig zu klingen und verweist ein ums andere Mal auf Genre-Lieblinge wie Rocky Votolato. Allein die Spanne zwischen dem unbehauenen „America“ und dem idyllischen „99 Cent Dream“ lässt viel Spielraum zum Gedanken pendeln.

Label: Cu Records | Homepage | VÖ: 10.06.2010

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Strand Of Oaks – Pope Killdragon

Strand Of Oaks agiert noch eine Spur behäbiger, jedoch nicht minder emphatisch. „Pope Killdragon“ hat knarrende Folksongs en masse, allein das manische „Sterling“ lässt einem schier den Atem stocken, wer neben klassischer Melancholie auch eine Spur Herbstkälte braucht, kann hier bedenkenlos in klingende Abgründe stürzen.

Label: emusic Selects | Homepage | VÖ: 20.07.2010

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Leif Vollebekk – Inland

Unscheinbar und doch funkelnd wie eine kostbarer Edelstein singt sich der Kanadier seine Wehwehchen von der Seele. Ob sanft zu klaren Gitarrenklängen, ob munter vor sich her polternd mit Mundharmonikabegleitung, ob englisch oder französisch, Vollebekk ist ein kleiner Genius mit herzerweichender Stimme und viel Gefühl für melodische Stimmungen.

Label: Nevado | Homepage | VÖ: 10.09.2010

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Johnny Flynn – Been Listening

Der Brite mit den afrikanischen Wurzeln hat im Sommer seinen Zweitling veröffentlicht. „Been Listening“ hat allerdings fast schon zu viele Versatzstücke: Trommeln, nicht weit entfernt von Vampire Weekend, Bläser, kuriose Kapriolen am Klavier und dazu noch mehrere Gesangsstimmen (u.a. von der bezaubernden Laura Marling) sind dann manchmal doch zuviel des Guten.

Label: Cooperative | Homepage | VÖ: 18.06.2010

Ein Kommentar zu “Ein Herbstspaziergang: Teil 1”

  1. […] gerade wie Pilze aus dem Boden schießen, ist sicherlich kein Geheimnis mehr und wurde auch hier bereits ausführlich thematisiert. Schwer wird’s dann für die arrivierteren Bands und Künstler, im eh […]

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