JunipFields

Junip haben es geschafft. Nach nunmehr 10 Jahren und nur einer einzigen EP erblickt „Fields“ das Licht der Welt. Licht? Ein diffuses Zwielicht vielleicht, irgendwo zwischen langsam untergehender Sonne und angehendem Mond schleicht sich herein, changiert in Farben frischen Herbstlaubs und wabert auch schon mal nebulös vor sich her. Dick eingepackt wandern José González, Elias Araya und Tobias Winterkorn durch Wind und Wetter und zünden ein kleines Wetterleuchten.

Ein bisschen Geduld ist schon von Nöten, soll sich das Erstlingswerk in voller Gänze erschließen. Wie ein Streifzug mutet „Fields“ an, immer auf dem Sprung zu einer neuen Entdeckung, verharrt aber leidlich in eher zurückhaltender Spannung. Kontrolliert werkeln die drei Musiker an Instrument und Stimme, nur selten bricht ein Song oder Moment heraus, wie wenn die aufbrausende Gitarre direkt im ersten „In Every Direction“ betitelten Stück ein wenig mehr Kraft und Intensität zulässt. Diese Streuung in jede mögliche Richtung ist auch gleichzeitig Vorgabe für das ganze Album, allerdings wird dann doch immer wieder nach links oder auch nach rechts geschaut, um möglichst viele Klänge und Stimmungen in den Songs zu verarbeiten.

So klingen einige der zumeist relaxten Arrangements mehr nach frühem 60er-Folk eines John Martyn oder Bert Jansch, denn nach den Solo-Ausflügen González‘. Mit Moog- und Orgel-Unterbau wird ein federndes Gerüst entworfen, welches sich fast immer spielerisch in die Kompositionen einfügt. „To The Grain“ blubbert und pulsiert furchtlos und lässt sich auch durch ein Glockenspiel nicht aus der Reserve locken. „Tide“ klingt wie ein vergessenes Stück der Fairport Convention und „Howl“ gruselt so heimtückisch vor sich hin, dass es auch auf dem just erschienenen „Hawk“ von Isobell Campbell und Mark Lanegan keine schlechte Figur gemacht hätte.

Immer jedoch werden diese Zitate und Reminiszenzen mit viel Verve und Eleganz vorgetragen. Gerade wenn Schlagzeug und Tasten eben den Pfad der reinen Begleitinstrumente verlassen, entwickeln sich feinste folkrockige Strukturen, die sich dann wie im herausragenden „Rope & Summit“ zu einem psychedelischen Kunstwerk bündeln. Solche nahezu an Krautrock erinnernden Schlieren ziehen sich durch das ganze Album und sorgen als Stimmungsträger. Unterstützt durch den verhallenden Gesang González‘ tragen sie dazu bei, „Fields“ ein weiches Kleid anzuziehen das manchmal, wie bei „Without You“ durch ein klapperndes Schlagzeug, lebendiger wirkt, auch wenn Keyboard und Orgel immer wieder durch das Klangdickicht huschen, bereit die warmen Worte friedlich einzubetten.

Gut dass jetzt Herbst ist – da fällt es nicht auf, dass Junip sich manchmal ein wenig zu dick eingemummelt haben. Die innige Stimmung weicht nur sehr selten einer gewissen Unruhe und zuweilen kommt es gar zu einem Tick Belanglosigkeit, doch irgendwie passt das alles auch ganz gut zusammen. Manchmal wäre ein weiterer Lichtstrahl von Nöten, dann würden die frühnebelartigen Schwaden und Schichten ein wenig zur Seite gerückt und wäre ein wenig mehr Raum für echte Klarheit.

72

Label: City Slang

Referenzen: John Martyn, Fairport Convention, Isobel Campbell & Mark Lanegan, Bert Jansch, José Gonzaléz

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 10.09.2010

2 Kommentare zu “Rezension: Junip – Fields”

  1. timo sagt:

    Toll geschrieben.Und schön dass ihr an das Album gedacht habt.Was man ja nicht von jeder deutschen Musikseite behaupten kann.

  2. Pascal Weiß sagt:

    Gar keine schlechte Platte, muss ich sagen.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum