Es ist verdächtig ruhig, für einen kurzen Moment herrscht Ungewissheit: Was kommt da jetzt? Wann kommt es? Und vor allem wie laut ist es, wenn es kommt? Antwort: Das neue Album von Comeback Kid, nach fünf Sekunden, sehr laut. Das gute Stück hört auf den Namen „Symptons + Cures“ und enthält neben dem fast schon obligatorischen Besetzungswechsel natürlich auch das bekannte Erfolgsrezept – markante Vocals, angereichert mit melodietragenden Säge-Gitarren und interessanten Breakdowns. Stellt sich nur die Frage, ob dieses Konzept bei der mittlerweile vierten Studioplatte nicht allmählich etwas fad schmeckt.

Handeln wir aber erstmal schnell die Fakten ab: Nach dem 2007er-Werk „Broadcasting…“ verabschiedete sich Bassist Kevin Call, der mittlerweile durch den früheren Tour-Basser Matt Keil ersetzt wurde. Tatsächlich haben es Comeback Kid also in ihrer bisherigen Geschichte niemals geschafft, zwei Alben hintereinander mit der exakt gleichen Besetzung aufzunehmen. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass die Qualität der Veröffentlichungen bisher niemals richtig unter der Fluktuation litt. Und um das mal vorweg zu nehmen: Auch „Symptons + Cures“ wird daran nichts ändern.

Allerdings ist es ja ein generelles Problem im Hardcore/Punk-Genre, dass Innovationen meist Mangelware sind und sie dann, sofern sie doch existieren, oft das Wörtchen „poppig“ beinhalten – was in Szenekreisen niemals sonderlich positiv aufgenommen wird. Diesen Vorwurf mussten sich auch Comeback Kid bereits beim Vorgängerwerk gefallen lassen und das wird dieses Mal wohl nicht groß anders sein. Viel schwerer wiegt allerdings, dass bisweilen der Eindruck entsteht, dass man Stücke wie „Magnet Pull“ oder „Crooked Floors“ so oder so ähnlich nun wirklich schon oft genug gehört hat.

Eine mögliche Lösung dieses Problems liefern Comeback Kid jedoch in Form einiger simpler Tricks glücklicherweise gleich mit: „Manifest“ überrascht nach 2/3 des Songs mit einem Gitarrensolo (!), während „Balance“ sich mit variabler Lautstärke und zahlreichen Breaks aus dem Schema F befreit. Der Refrain von „Because Of All The Things You Say“ hingegen ist beinahe schon frech eingängig (ja, meinetwegen auch: „poppig“) und erinnert gesangstechnisch erschreckenderweise sogar ein Stück weit an die Restmüllverwerter von Linkin Park. Wer sich diesem Gedanken allerdings entziehen kann, wird vermutlich spätestens ab dem zweiten Hördurchgang freudig mit brüllen. Für diese Tätigkeit eignet sich übrigens auch das hervorragende „G. M. Vincent & I“, das den restlichen Begleitchor netterweise gleich mitliefert – und würde das Adjektiv „episch“ bei einem Hardcore-Song nicht so fürchterlich unpassend klingen, wäre es an dieser Stelle durchaus angebracht.

Insgesamt halten Comeback Kid mit „Symptons + Cures“ ihr musikalisches Niveau, nur wäre es für die Zukunft äußerst wünschenswert, wenn eine Steigerung auf dem Plan stünde. Denn über kurz oder lang wird es nicht mehr reichen, einfach den bewährten Sound nur immer und immer wieder neu aufzukochen. Aber keine Sorge: Welche Band aus diesem Genre sollte das sonst hinkriegen, wenn nicht Comeback Kid? Eben.

65

Label: Victory (Soulfood)

Referenzen: Have Heart, Terror, The Ghost Inside, Rise Against, Give Up The Ghost, American Nightmare

Links: MySpace | Official

VÖ: 27.08.2010

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