Ben Drew reiht sich in die Riege der Pop-Konzeptualisten ein. Drew ist, vor allem in Großbritannien, besser bekannt als Plan B. Vor vier Jahren veröffentlichte er das Grime-Album „Who Needs Actions, When You Got Words“, sein zweites Album „The Defamation Of Strickland Banks“ steht im Vereinigten Königreich seit Monaten in den Top 10, zeitweise an der Spitze. Fahren die Briten plötzlich dermaßen auf Grime ab? Mitnichten!

Der 26jährige Londoner überrascht mit einer Platte voll feinstem Northern Soul. Wobei der Begriff Platte eine starke Untertreibung ist, denn „The Defamation Of Strickland Banks“ ist zugleich Konzeptalbum und Soundtrack zum gleichnamigen Film. Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller: Plan B, der einen zu Unrecht wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung verurteilten Soulstar spielt.

Doch das Album funktioniert auch ganz ohne seinen Überbau bestens. Drew überrascht mit einer klaren, teilweise beeindruckende Höhen erreichenden Soul-Stimme, die sich souverän zwischen den süffig arrangierten Streichern und Bläsern behauptet. Produziert hat Drew das Album selbstverständlich auch selbst, mit Unterstützung von Paul Epworth, der bislang nur für Elektrotracks und Rockmusik bekannt war, aber beweist, dass er Neo-Soul genauso beherrscht. Und dem Genre kann neben Daniel Merriweather ein weiteres männliches Pendant zu den ganzen Amys, Duffys und Adeles nur gut tun.

Entspannt beginnt die Scheibe mit „Writing on the wall“, doch schon beim folgenden „Writings on the wall“ verselbständigen sich die Extremitäten in ein zuckendes, wippendes und schnippendes Etwas, das bis zum letzten Song keine Ruhe zu geben gewillt ist. Highlights sind das mit dramatisch anschwellenden Streichern garnierte „The recluse“, das nach Motown-Himmel klingende „Welcome to hell“ und das am deutlichsten auf den Dancefloor schiebende „Prayin’“. Nur einen Ausreißer nach unten gibt es, das aus dem Albumkontext fallende Gemisch aus Rock und Rap namens “Stay too long“.

Das kann den Gesamteindruck dieses exzellent klingenden Albums nur marginal trüben und erst recht nicht davon abhalten, zum Soundtrack dieses Sommers zu werden. Das Label von Plan B bedauert bereits lautstark, dass der Künstler in dem Album nur ein Projekt sehen will und sich in Zukunft wieder auf Grime konzentrieren möchte. So oft man auch auf Labels schimpft, hier kann man die Reaktion sehr gut nachvollziehen. 

82

 

Label: Atlantic (Warner)

 

Referenzen: Daniel Merriweather, Amy Winehouse, Duffy, Marvin Gaye, Stevie Wonder, Charles & Eddie, Jamie T

 

Links: Homepage, MySpace

 

: 30.07.2010

Ein Kommentar zu “Rezension: Plan B – The Defamation Of Strickland Banks”

  1. […] dicken Frontmann, das hierzulande verspätet veröffentlichte Debüt von Bear In Heaven, die 180-Grad-Drehung des plötzlich zum Soulstar mutierten Plan B. oder das 1001-Ideen-Werk von Menomena. Also, stöbert […]

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