Musikbusiness-Sprache. Das Musick-Glossar

Reden die wirklich so? Gestern warfen wir einen Blick auf den Sprachalltag im Musikbusiness und wollen euch natürlich nicht mit der Verwirrung alleine lassen. Daher gibt es hier jetzt dezidierte Worterklärungen und Übersetzungen, die endlich Klartext reden. Unser ultimatives Glossar zum „Musikwichserdeutsch“ für Laien – und natürlich auch alle anderen.
A&R = „Artists & Repertoire“, Manager von Plattenfirmen, die für die Aufnahme von Künstlern in das Labelprogramm entscheiden. Auf deutsch etwa „Ablehnen & Rücksenden“
Act = Künstler, Band, z.B. Caught In The Act
Backline = Verstärkeranlage von Musikern, Gitarrenverstärker, Bassverstärker und Ähnliches. Dabei gilt: Je größer die Backline, desto kleiner der Schwanz
Booker = Ursprüngl. Buchhändler, heute dank der fortschreitenden Medialisierung gewandelter Begriff. Mitarbeiter einer Konzertagentur, ständig im Kontakt zwischen Künstlermanagements und den Venues. Verdient als einziger in der Branche noch Geld
breaken = Bands und Künstler auf Teufel komm raus bekannt machen wollen. Eher negativ konnotierter Begriff, da er den Kommerz-Aspekt unschön in den Vordergrund stellt
Catering = Kabbala-Wasser (Madonna), Rohkostplatte (4Lyn), Fledermäuse (Ozzy)
covern = Mit einem Handtuch/Artikel/Interview das Revier markieren
Drumkits = Arbeitsmaterial desjenigen, der mit Musikern rumhängt
Face-To-Face = nach Bergmann, Ingmar: Von Angesicht zu Angesicht. Bei Interviews mit Lemmy kontraproduktiv, weil man die ganze Zeit überlegt, ob so eine Warze nicht vielleicht doch ansteckend ist
Filesharing = Nächstenliebe (bibl.)
Forecast = auch: (> Zukunftsmusik). Blick in die Kristallkugel, sehr verbreitet bei Sinti und Roma (siehe auch: „Sinti und Roma“-Schnitzel)
Freelancer = Callboy
Giveaways = Marketingprodukt, Nebenprodukt des Erfinders der Sparkassen-Hüpfburgen
iTunes = Weit verbreitetes Programm. Liefert Apfelsaft aus Nullen und Einsen
Labelroster = Gesamtheit aller Künstler auf einem Label. Nützlich für einen Geschmackssicherheits-Schnelltest. Beispiel: Warp Records [x] bestanden, Armada Records [ ] durchgefallen
leak = Katze (un)freiwillig früh aus dem Sack lassen
Meet&Greet = Peinlicher Huldigungskult nach keltischem Brauch (> Füße lecken)
off/gecancelt = [Eintrag gelöscht]
outsourcen = Möglichkeiten zur Kostensenkung, Einsparpotenziale
PA = Begriff aus der Veranstaltungstechnik, Abk. für Public Address. Schuld am nervigen Ohrenrauschen des nächsten Morgens
Phoner = Neomoderne Form der Kontaktaufnahme durch die Kommunikationskeule
Pre-Listening = Ätsch! Ich hab’s zuerst gehört!
Postcore/Screamos = Schubladenopfer / Splitidentität
Priority Thema = Band mit extragroßem Plakatkontingent
Product Manager = Chefstratege (Jogi Löw und Bierhoff in Personalunion)
Promo = akustisches Amuse-Gueule und zentrales Objekt der Begierde aller. Wird hierarchisch gegliedert: Original-CD (erzielt gute Preise bei ebay) > Pappschuber, macht sich sogar schlecht im eigenen Regal > digitale Wellenform, reiner Festplattenmüll > Snippets)
Promoter = Drückerkolonne
pushen = angelehnt an Toten Hosen-Song (“Pushed Again”). Hauptbeschäftigung von >Promotern (neben Kaffeetrinken)
Q&A = Antwort siehe >FAQ
Schedule = auch timetable. Diktiert die vorschriftsmäßige Abfolge von Catering, Koks-Session, Interviews, Koks-Session, Bühnenprobe, Koks-Session und eigentlichem Auftritt
Shoot = völlig unblutiges Fotogemetzel zur Imageprägung (nur echt mit „Pommesgabel“ und „out of bed“-Frisur)
Showcase = Buffet und Gratis-Sekt für Medienvertreter vor beliebiger Geräuschkulisse
signen = knebeln & knechten
Snippets = CD-Konfetti, nur wenige Sekunden angespielte Titel. >fieser Amazon-Effekt
Soundcheck = One-Two-Check
Street-Day = Tag, an dem man die CD auch legal erwerben könnte
Sub-Label = In den Hackordnung auf niedrigem Level (vgl. Alpha-Label)
tba. = Abk. für “to be announced”, Knobelhotline ist noch aktiv (Hot-Button schlägt bald zu!)
tbc. = Abk. für “to be confirmed”, alle Babyshambles-Konzerte gelten bis zum Erscheinen Pete Dohertys auf der Bühne als tbc.
Teasing = Wink mit dem Werbe-Zaunpfahl
Top 100-Chart Entry = Himmel auf Erden
VÖ: Abkürzung für Veröffentlichung. Tag, ab dem die Platten unberührt in den Regalen liegen, meist drei Monate nach >leak
Watermarked = digitale Gravur auf der Promo-CD mit Persönlichkeit
Herrlich, Markus!