Auf einmal ist es ganz abrupt zu Ende. Lässt den Hörer allein in einem weiten Raum, der noch ein wenig nachhallt von den vorhergehenden 40 Minuten. „Es“ heißt in diesem Fall „Beast Rest Forth Mouth“ und ist das zweite Album von Bear In Heaven, das ansonsten aber eher auf Überraschungsmomente verzichtet. Im Gegenteil: Hier zählt das große Ganze, nicht ein einzelner Moment oder ein ausgewählter Song. Das wiederum ist erstaunlich, schließlich sind die insgesamt zehn Stücke keine ausufernden Klanggebilde, die eng miteinander verwoben sind, sondern ähneln zumindest von der Länge her eher klassischen Popnummern.

Auf den ersten Blick ist das alles recht unspektakulär, was Bear In Heaven da veranstalten. Zwischen den einzelnen Songs gibt es keine großen Brüche, keine dramatischen Stimmungsänderungen, keine Ausreißer in immense Lautstärke oder flüsternde Stille. Darüber liegt der unaufgeregte Gesang von Jon Philpot, der den Stücken zwar eine Struktur gibt, aber meist auch keine emotionalen Ausbrüche bietet. Dennoch funktioniert „Beast Rest Forth Mouth“ als äußerst atmosphärisches Album – doch warum eigentlich?

Die Antwort auf diese Frage findet sich praktischerweise gleich im eröffnenden „Beast In Peace“: Beginnend mit einem trockenen, gleichmäßigen Beat und noch leicht zurückhaltenden Vocals, öffnen sich nach und nach immer mehr Türen, durch die verschiedenste Klänge hereinströmen, nach vorne treten und den Raum mit Leben füllen. Dann, etwa nach zwei Minuten drängt sich auch Philpots Gesang weiter in den Vordergrund, es wird kurz etwas unruhig und hektisch, bevor sich dann die einzelnen Teile wieder harmonisch zusammenfügen. Es scheint paradox, doch trotz der Dominanz von hochgradig künstlichen Synthie-Sounds und treibenden Percussions entwickelt sich allmählich eine gewisse Wärme, in der man sich bereits nach kurzer Zeit wohlfühlt.

Ein ähnlicher Effekt ist bei einem Großteil der Songs festzustellen, lediglich „Wholehearted Mess“ macht seinem Namen alle Ehre und wirft Tempo, Melodie und Lautstärke wild durcheinander. Das darauffolgende „You Do You“ hingegen ist da schon etwas greifbarer und überfällt den Hörer mit seiner repetitiven Melodieführung, die sich direkt in dessen Ohr einnistet. Hervorzuheben ist zudem die Single „Lovesick Teeangers“, deren hymnischer Refrain die zuvor erwähnte Türöffnungs-Assoziation wieder hervorruft. Jener Refrain übrigens, der im abschließenden „Casual Goodbye“ nochmals aufgegriffen wird – und dann sein jähes Ende findet.

78

Label: Hometapes / Cargo

Referenzen: The Dodos, Yeasayer, Here We Go Magic, Caribou, Memory Tapes, Oh No Ono, Ariel Pink`s Haunted Graffiti

Links: MySpace | Homepage

VÖ: 20.10.09 (US) | 16.07.2010 (DE)

3 Kommentare zu “Rezension: Bear In Heaven – Beast Rest Forth Mouth”

  1. Bastian sagt:

    So eine Band, da muss man sich bloß den Namen anschauen, um zu wissen, was jetzt kommt. Das Album selbst ist dann aber richtig gut und mit viel Pop-Appeal ausgestattet, auch wenn es sich kaum abseits mittlerweile reichlich ausgelatschter Pfade bewegt.

  2. […] aufmerksam das glücklich machende Album „Magic Chairs“ gehört haben. Auch die Brooklyn-Truppe Bear In Heaven schaffte einen dieser magischen Momente zu erzeugen, auf die man das ganze Festival lang […]

  3. […] aufspielende Band um den großartigen dicken Frontmann, das hierzulande verspätet veröffentlichte Debüt von Bear In Heaven, die 180-Grad-Drehung des plötzlich zum Soulstar mutierten Plan B. oder das […]

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