WoodsAt Echo Lake

Einem größeren Publikum dürften Woods aus New York erst seit ihrer letztjährigen Großtat „Songs of Shame“ bekannt sein. Mit einer fein austarierten Mischung aus schleppendem Folkrock und simplem Indie-Pop hat die Band maßgeblichen Anteil an dem Lo-Fi-Trend – nicht zuletzt durch Woodsist, dem Label des Sängers Jeremy Earl, das zahlreiche aufstrebende Szenebands wie Real Estate, Blank Dogs, Ganglians, Moon Duo oder Crystal Stilts beherbergt. Ihr inzwischen fünftes Studioalbum „At Echo Lake“ soll Woods nun in der amerikanischen Musiklandschaft etablieren, obwohl im Vergleich zum Vorgänger durchaus einige Koordinaten verschoben wurden.

„Songs of Shame“ überzeugte nicht nur durch die Eingängigkeit einzelner Songs, sondern vor allem in Kombination mit den psychedelischen Passagen. So konnten die poppigen Songs letztlich von den treibenden instrumentalen Stücken zusammengehalten werden, was für eine lebendige Dynamik sorgte. Diese fehlen auf „At Echo Lake“ nahezu gänzlich und wurden von einfachen, aber effektiven Melodiebögen im Stile Pavements abgelöst. Darüber hinaus ist die markante und an Neil Young erinnernde Kopfstimme Jeremy Earls inzwischen noch stärker als zuvor in den Mittelpunkt gerückt. Somit kann das unter der 30-Minuten-Marke verharrende Gesamtwerk letztlich als regelrecht kompakt und auf das Nötigste reduziert angesehen werden.

Da „At Echo Lake“ im Vergleich zum Vorgänger aber um einige ausschweifende Elemente bereinigt wurde, erscheint das Album letzten Endes wie eine Aneinanderreihung vieler ambitionierter, aber loser Songs, die zwar nach wie vor eine höchsteigene Stimmung verbreiten, aber nicht in ein großes Ganzes münden wollen. Unterstützt wird dieser Eindruck dadurch, dass sauber produzierte und komplette Indie-Pop-Songs wie „Blood Dries Darker“, „Suffering Season“ oder „Death Rattles“ neben scheinbar unfertigen Stücken wie „I Was Gone“ oder „Deep“ stehen, welche sich mitunter ohne jemals einen Höhepunkt zu erreichen dahin schleppen. Diese anscheinende Unentschlossenheit hat zur Folge, dass „At Echo Lake“ gegen Ende fast auseinanderzufallen droht und Woods durch eine gewisse Ausdünnung des Soundspektrums und dem damit verbundenen Schritt in Richtung Beach Fossils oder Real Estate etwas von ihrer Einzigartigkeit einbüßen. Demnach können die – zugegebenermaßen großen – Versprechungen des abwechslungsreichen Vorgängers nicht gänzlich erfüllt werden, auch wenn einzelne Songs wie die herrlich verdrogte Velvet-Underground-Hommage „Blood Dries Darker“ sicherlich das Potential für einen Genre-Klassiker inne haben.

69

Label: Woodsist

Referenzen: Real Estate, Ganglians, Blank Dogs, Beach Fossils, Gravenhurst, Moon Duo, Kurt Vile

Links: MySpace | Woodsist

VÖ: 10.05.2010 (US)

2 Kommentare zu “Rezension: Woods – At Echo Lake”

  1. raute sagt:

    Find ich eigentlich genau so stark wie den Vorgänger; die erste Hälfte ist Bombe!

  2. […] ist diese Band bis dato irgendwie durch die Lappen gegangen, nun lese ich aber eine schöne Rezi bei Autouren, und bin jetzt etwas schlauer…es handelt sich hier bereits um das fünfte Album der Band, die […]

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