Auf die alten Zeiten: Teenage Fanclub

Ein neues Teenage Fanclub-Album, da gehen einem schnell die Worte aus. Für alle Zuspätgeborenen oder die, die es noch nicht wussten: Teenage Fanclub, das war von ungefähr 1991 bis 97 die vielleicht beste Gitarren-Powerpop-Band der Welt. Mit unglaublichem Gespür für eingängige Melodien und feine Popsongs setzte das Triumvirat aus Raymond MyGinley, Norman Blake und Gerard Love der düster dreinblickenden Grunge-Generation damals ganz unverfroren die volle 60s /70s-Packung aus Beach Boys, Beatles, Big Star, Harmoniegesängen und jugendlichem Elan entgegen.

Teen Spirit der anderen Art, der unter anderem Nick Hornby (ob man den jetzt mag oder nicht) zu ihren größten Fans werden ließ. Und auch wenn die Band eigentlich aus der schottischen C86-Szene hervorging, könnte sich hier noch so mancher Jungspund, den es heutzutage ganz trendgemäß zum Surfen oder Sandburgenbauen an den Strand drängt, den ein oder anderen Tipp abholen. Zumindest die Alben „Bandwagonesque“, „Grand Prix“ und „Songs From Northern Britain“ sind etwas unterschätzte, kleine Meisterwerke, die bis heute nichts von ihrem simplen aber beherzten Charme verloren haben.

Leider konnten Teenage Fanclub dann seit Beginn des neuen Jahrtausends nicht mehr allzu viel reißen. Zwar veröffentlichen sie in größer werdenden Abständen immer noch Alben, diese reichen aber selten über gesetzteren, gut gemachten Wohlfühlpop hinaus. Der Reiz des Jugendlichen ist nunmal eine flüchtige Angelegenheit. Andererseits lässt sich aber auch abseits der Schlagzeilen und scheinbaren musikalischen Relevanz immer noch so manche Perlen entdecken, womit wir bei „Shadows“, dem jüngsten Streich der drei so langsam alt gewordenen Schotten angelangt wären. Auch dieses wird beileibe keine Berge versetzen, hat aber, neben dem im Gegensatz zu seinen Vorgängern wieder wunderbar gelungenem Coverartwork, die ein oder andere Songperle zu bieten. Der Opener „Sometimes I Need to Believe In Anything“ zum Beispiel ist so ein Fall eines nahezu perfekten, unaufdringlichen Popsongs, der sich einem mit dezenten Gitarrenmotiven, schüchternem Gesang und eleganten Blechbläsern ganz langsam aber unvermitteltet ins Herz bohrt. Teenage Fanclub zelebrieren auf „Shadows“ ihre im Laufe der Jahre perfektionierte Kunst des Seele streichelnden 60s Popsongs samt fein ausformulierter Arrangements und romantischer „You and Me“-Lyrik und verzichten dabei auf jeglichen Ausbruch oder Überraschungsmoment. Das ist nicht sonderlich spektakulär, das ist nicht spannend. Was am Ende aber dennoch bleibt, ist das Gefühl liebgewonnenen, alten Freunden zuzuhören, die man über die Zeit ein wenig aus den Augen verloren hatte. Und so etwas ist doch trotz allem immer wieder schön.

„Shadows“ erscheint am 11. Juni in Deutschland, wer nicht so lange warten möchte, kann bereits jetzt per Stream reinhören.

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