Die Geister rufen erneut zum Tanz. Wovenhand besinnen sich auf alte Tugenden, schlagen den auf dem rockigen Vorgänger „Ten Stones“ vernachlässigten Weg der Rückbesinnung wieder ein und balgen sich wie auf ihrem Meisterwerk „Mosaic“ mit allerlei lichtscheuem und imaginärem Gesindel vor einer pittoresken Wüstenlandschaft. Immer dabei: David Eugene Edwards als gruseliger Zeremonienmeister.

„The Threshingfloor“ ist sperrig und schwierig, doch gleichzeitig auch betörend darin, sich in seinen unwirklichen Klanggebilden immer wieder zu verlieren. Mit einer einzigartigen Spiritualität verschwimmen so Musik und Text zu wilden und einnehmenden Beschwörungsformeln. Bilder, gemalt mit nachtschwarzer Tinte, durchziehen das Album, Soundgewölbe stützen sich auf Säulen von manischen Gitarren und brummenden Bassfiguren und über allem thront der geisterhafte Gesang Edwards, wie ein wüster Gott über seinen Untertanen.

Der Ritt zu den Wurzeln amerikanischer Spiritualität beginnt durchaus aufwühlend mit dem leidenschaftlich vorgetragenen „Sinking Hands“. Einem Schamanen gleich dringt Edwards direkt in die Seele ein, ein dräuender Klangteppich aus verschieden Streichern bildet das Fundament, die Basis für den Ausflug zu den Schatten. Die eigentliche Geisterbeschwörung beginnt aber erst mit dem Titelstück „The Threshingfloor“, welches mit stammestanzartigem Rhythmus und flirrend schwülem Gesang fast wie ein Mantra in die Ohrmuscheln dringt. Ein Derwisch malt hier Gespinste in den düsteren Himmel, Holzbläser spielen auf zum Tanz mit den Elementen.

"His Rest“ wiederum lässt einen Hauch Einkehr zu und sucht auf einmal Halt in einer vorübergehenden Starre in sich selbst. Mit einer Gitarrenfigur, nahe an einem Moll-durchsetzen „Layla“, versetzt das wahnsinnige „Behind Your Breath“ in trancehafte Zustände und bei „Raise Your Hands“ ist es plötzlich wieder da, dieses Sixteen-Horsepower-Gefühl, was das Blut in den Schläfen zum Pochen bringt.

Höhepunkt des Albums ist aber ganz eindeutig die erst seltsam befremdlich anmutende Cover-Version des New-Order-Songs „Truth“. Ein wahrhaft intensiver Blick auf das eigene Innere, durchsetzt von finsterster Melodik, auf die Spitze getrieben von einer stoisch vorantreibenden Schlagwerkkulisse und kreiselnden Gitarrenklängen. Hier wird Dunkelheit noch schwärzer gemalt, die selbst die Flötentöne im darauffolgenden „Terre Haute“ nicht mehr zum Leuchten bringen können. Es ist das ständige Wechselspiel aus Düsternis und aufflackerndem Funken, welches hier für Gänsehaut und aufgestellte Nackenhaare sorgt, fast kann man die Kälte der Nacht herein ziehen spüren. Wenn dann vor dem fast schon erschreckend leichten Abschluss „Denver City“ das „Orchard Gate“ durchschritten wird, um einen Ausweg aus diesem Schattenreich zu finden, macht sich eine Spur Erleichterung breit. Das beunruhigende Rascheln im Gebüsch aber bleibt.

78

Label: Glitterhouse (Indigo)

Referenzen: 16 Horsepower, Lilum, Slim Cessna’s Auto Club, Jay Munly, Willard Grant Conspiracy, Calexico, Vic Chesnutt

Link: MySpace

VÖ: 14.05.2010

Ein Kommentar zu “Rezension: Wovenhand – The Threshingfloor”

  1. […] die klassichen Glitterhouse-Acts, die an diesem Wochenende für echte Höhepunkte sorgten. Neben Wovenhand, die den Festivalfreitag mit einer energiegeladenen, manischen Predigt passend zum Sonnenuntergang […]

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