Kele boxt solo

Kele boxt solo

Kele Okereke ist der Frontmann von Bloc Party. Er hält sich für einen durchaus relevanten Musiker im englischen Königreich und leitet daraus die Ambition ab, dass es 2010 endlich auch mal Zeit für sein Solodebüt ist. Besonders, nachdem der gütliche Zusammenschluss seine Hauptband in den letzten Jahren immer brüchiger geworden ist und das Fortbestehen der Band auf Messers Schneide steht. Kele glaubt, er hat was zu sagen und präsentiert uns mit stolzgeschwellter Brust auf „The Boxer“ zehn Songs.

Dann hören wird doch mal rein und finden gleich zu Beginn bestätigt, was wir längst erahnten: Elektronisch ist es geworden und ebenso partytauglich wie das letzte Bloc Party-Werk. Muskulös sind die wohlgenährten Beats, die in ihrer Ausformung jedoch oft an die Plumpheit der 90er-Jahre erinnern – darüber kann auch das Fehlen der obligatorischen Rave-Fanfaren nicht hinwegtäuschen. In der Indie-Disco werden entsprechend viele der Songs funktionieren, denn auch wenn überragende Hits fehlen, sind Teilstellen zumindest immer so griffig und infektiös, dass bereits beim ersten Durchgang die Beine ganz von alleine zucken. Die erste Single „Tenderoni“ ist zwar ein Wiley-Remix-Rip-Off, aber hat in ihrer maximalistischen Aufdringlichkeit schon fast etwas Ironisches. Aber als Funktions- und Partymusik taugt das durchaus.

Wenn die also Keles Anspruch war, dann gratulieren wir zur Erfüllung. Sollte jedoch Neuerung und der Evolutionsgedanke eine Rolle gespielt haben, müssen wir „The Boxer“ deren Verfehlung attestieren. Zwar wird hier nahezu jedes Genre angerissen (von Drum’n’Bass bis Grime), aber die Umsetzung erscheint bieder und mit vielen Brüchen zu gewollt, um als Album zu funktionieren. Zurückhaltung hätte oft zum Triumpf geführt, wie „New Rules“ beweist. Hier steht der Eigenwert seiner Stimme im Zentrum, die Samples von gezupften Geigen bauen erstmalig so etwas wie Atmosphäre auf. Aber selbst diesen intimen Moment zerstört er mit einem enervierend wiederkehrenden Telefon-Einspieler.

„The Boxer“ erscheint am 18. Juni via Wichita

3 Kommentare zu “Kele boxt solo”

  1. Philip sagt:

    letzten donnerstag live gesehen, funktioniert auf der bühne etwas besser, wirklich überzeugen tut es aber auch da nicht

  2. Marie sagt:

    Freitag live gesehen und funktionierte, abgesehen von drei Ausnahmen, ganz wunderbar. Und DASS Kele sehr wohl etwas zu sagen hat, steht, meiner Meinung nach, gar nicht zur Diskussion.

  3. […] Verlosungstrommel befinden sich u.a. Arcade Fire (2xLP), Caribou (2xLP), 2x The Walkmen (LP), 2x Kele (LP), The National (Expanded CD Edition), Shirts und 7-Inch-Splits von Menomena und die regulären […]

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