Es soll Menschen geben, die kommen mit einem freundlichen Lächeln durchs Leben. Sie reihen unspektakuläre Geschichten aneinander, tauchen in Städten unter, lieben, werden verletzt und verlassen, beschweren sich aber nicht und kommen für ein nettes Gespräch bei Einladung auf ein Bier vorbei. Oder gehen zur nächsten Person über, die ihnen etwas zurückgibt, die sich ihrer annimmt. Es soll Menschen geben, für die das reicht, die damit bestens durchkommen und glücklich werden. Es gibt aber auch solche, die dann und wann explodieren. Und die Stadt dreht sich kurz um und fragt, ob alles in Ordnung sei. Und alles ist in bester Ordnung, und die Stadt bewegt sich weiter.

Die Schweden von The Radio Dept. haben auf ihren ersten beiden Alben noch nie jemandem ernsthaft wehgetan. Auch das neue Werk „Clinging to a Scheme“ wird niemanden umschmieren, ohrfeigen, oder auch nur zwicken. Es tut was es kann: es streichelt, zurückhaltend. Es gibt nur wenige kräftige Beats, selten überhaupt etwas jenseits von schüchternem Plukkern und verwischten Konservenbeats. Zudem liegt ein gewisser Hall auf so ziemlich allem, nachdrückliche Nähe kann dabei leider nicht entstehen. Die Stimme von Sänger Johan Duncanson ist stets durch einen Filter verschleiert und macht keine großen Ausflüge in die eine oder andere Richtung, nicht nach oben oder unten.

Dass „Clinging to a Scheme“ trotzdem kein schlechtes Album geworden ist, hat mehrere Gründe. Zum einen wäre da die überragende Single „Heaven’s on Fire“, die einen der wenigen Ausreißer darstellt und selbstbewusst nach vorne groovt. Zum anderen wäre da auch die Tatsache, dass ein Einstieg in ein Album nicht so viel schöner sein kann, als der hier mit „Domestic Scene“. Es ist zwar schade, dass das in den ersten Minuten gegebene Versprechen nur bedingt gehalten werden kann, doch die feinen Melodien gehen The Radio Dept. bis zum verträumten Schlummer von „You Stopped Making Sense“ nicht aus. Streicheln kann bisweilen unangenehm sein, wenn sich zu lange einer einzigen Stelle zugewandt wird. Bei knappen 35 Minuten Spielzeit ist diese Gefahr jedoch nicht gegeben. Die Einladung für ein Bier steht.

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Label: Labrador (Broken Silence)

Referenzen: The Avalanches, Snow Patrol, Arab Strap, Röyksoop, The Mary Onettes

Links: MySpace | Labrador

VÖ: 30.04.2010

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