The New PornographersTogether
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Referenzen:
The Beach Boys, The Beatles, The Cars, Big Star, Teenage Fanclub, The Long Winters, Saturday Looks Good To Me, Headlights, The Byrds, The Shins, The Posies,
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Autor: |
Bastian Heider |
Kaum werden die Tage wieder länger, so dass man sich nach entbehrungsreichem Winter mal wieder nach 20 Uhr freiwillig und ohne hoch aufgeschlagenen Mantelkragen nach draußen traut, stehen auch schon wie bestellt die New Pornographers mit ihrem riesengroßen Cabrio vor der Tür, bereit dazu, mit neuem Album im Player gemeinsam die sonnenbeschienenen Landstraßen unsicher zu machen, um dann irgendwann, irgendwo am Meer angekommen, nach durchgefeierter Nacht selig mit dem Rauschen der Wellen einzuschlafen.
Jene Band also, bei der man, als ihre ersten beiden Alben so um 2003 herum den Weg über den großen Teich fanden, aufgrund ihres Namens zunächst immer an einen schlechten Bloodhound-Gang- oder gar Blink182-Klon denken musste, anstatt sich gleich auf ihre überschwängliche, um keinen Spaß verlegene Musik einzulassen, für die der Begriff Powerpop wahrscheinlich erst erfunden wurde.
"Together" heißt ihr neuester Streich und geht die Sache dabei wieder ein wenig temporeicher an, als der im New Pornographers-Universum geradezu behäbig daherkommende Vorgänger "Challengers". Ansonsten ist hier mal wieder drin, was draufsteht. Die Band bedient sich ungeniert bei allem, was man am Pop der 60er und 70er so toll fand und verpackt Eleanor Rigby-Streicher, Glamgitarren, Querflöten und Chöre in euphorisierte Melodien. Carl Newman und Neko Case geben dabei in den schnelleren Songs das Girl-Boy-Duo während Dan "Destroyer" Bejar zwischendurch in seinem unnachahmlichen Stil für vorübergehende Entspannung sorgt. Einziges Problem: Mit "Crash Years" erreicht gerade mal ein Song auf "Together" ansatzweise das Niveau von einstigen Großtaten wie "Letter From An Occupant" oder "The Bleeding Heart Show" und auch die tollen "My Right vs. Yours" oder "Myriad Harbour" vom im Großen und Ganzen doch etwas unterschätzten "Challengers" werden in den ruhigen Momenten kaum erreicht.
Der Opener "Moves" kann dabei als beispielhaft für das ganze Album gelten. Nach verheißungsvollem Streicherintro weiß der Song nicht mehr viel mit seinen Mitteln anzufangen und verstolpert jede sich bietende Idee ohne jemals zu einer schlussendlich überzeugenden Melodie zu kommen. Das Ganze wiederholt sich im Laufe des Albums leider nur allzuoft und während Case und Newman ihre vielversprechenden Ansätze diesmal aus unerfindlichen Gründen nie ganz zu Ende bringen können oder wollen, liefert Dan Bejar hier nicht viel mehr aber auch nicht weniger als ganz gefälliges Liedgut ab, das die Tiefe seines Schaffens als Destroyer mit etwas Fantasie zwar zumindest erahnen lässt, aber auch nicht weit darüber hinaus weist. Da "Together" also weder durch die einzelnen Songs, noch als kohärentes Gesamtwerk so wirklich zu überzeugen weiß, sind es die Details, die dafür sorgen, dass die New Pornographers allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch im Soll bleiben. Wer die Beatles mit einem solch lässig einsetzenden Cello zitiert wie im besagten "Crash Years" und dann auch noch wagt im selben Song fröhlich vor sich hinzupfeifen, nur um das nächste Lied mit einem unverschämten Powerrock-Riff zu eröffnen, kann einem eben auch mit einem für seine Verhältnisse weniger gelungenen Album ein Dauergrinsen ins Gesicht tätowieren. Sollte das große, bunte mit Peace-Zeichen und Blumen bemalte Cabrio also demnächst an der Straßenecke stehen und hupen, kann man getrost einsteigen, nur sollten die New Pornographers das nächste mal vielleicht eine andere Route wählen, um nicht wieder auf halber Strecke im Stau stecken zu bleiben.
Label: Matador (XL/Beggars)
Referenzen: The Beach Boys, The Beatles, The Cars, Big Star, Teenage Fanclub, The Long Winters, Saturday Looks Good To Me, Headlights, The Byrds, The Shins, The Posies
VÖ: 30.04.2010