Wie der Lindstrøm, so der Hermansen: Nachdem Hans-Peter Lindstrøm noch vor seinem fabelhaften Discopop-Werk mit Christabelle bereits letztes Jahr sein erstes Soloalbum veröffentlichte, zieht mit Thomas Moen Hermansen nun die andere Hälfte des norwegischen Zweigestirns nach und präsentiert unter seinem etwas bekannteren Künstlernamen auf „Prins Thomas“ seine Sicht der Dinge.

Die unterscheidet sich merklich von der seines langjährigen Kollaborateurs, während der Präzisionär Lindstrøm (mitunter ewig) lange an seinen Produktionen herumfeilt bis sie in synthetischem Polierglanz erstrahlen ist Prins Thomas der Fleißarbeiter, der angesichts ihrer hohen Anfertigungsfrequenz mitunter bemerkenswert mit Ideen vollgepackte, nicht selten an der zweistelligen Minutenmarke kratzende „Diskomiks“-Remixe raushaut.

In der Kürze liegt auch auf seinem eigenen Album nicht die Würze, über – ziemlich genau – 60 Minuten erstrecken sich sieben überwiegend instrumentale Stücke. Ohne Intro beginnen diese mit „Ørkenvandring“ eine sonnige Küstenfahrt, fließen so locker dahin, dass der Übergang von einem zum nächsten oft unbemerkt erfolgt. Besonders Thomas‘ Snare- und Hihat-freudiges, dicht texturierendes Schlagzeugspiel und verträumtes Gitarrengenudel verleihen seiner Musik dazu einen organischen, fast schon improvisatorischen Charakter, der in seiner Ausuferung paradoxerweise schon mal zu seicht werden kann, wenn inmitten des Getümmels weder ein starker Rhythmus noch eine Melodie stehen. So kann „Slangemusikk“ mit seinem monoton-repetitiven Brodeln für manche zur Geduldsprobe werden, aus den langsam darüber zirkelnden Geräuschspiralen schält sich erst nach sieben Minuten ein aufklarender Lichtstrahl.

Spätestens am Mittelpunkt aber kommt das Album mit dem Motorik-Bass von „Sauerkraut“ richtig in Schwung, neben viel perkussivem und sechssaitigem Variationsspiel macht besonders ein prächtiger Bläser/Xylophon-Chor dem augenzwinkernd-verspielten Titel alle Ehre. Weniger krautig, umso mehr discofunkelnd geht es auf „Wendy Not Walter“ zu und mit dem entspannt trillernden Balearic-Finale „Attiate“ setzt Prins Thomas einen weiteren Auswuchs seiner großen bärtigen Vision, die nicht immer auf ganzer Länge begeistern mag, aber voller feiner Momente steckt.

65

Label: Full Pupp

Referenzen: Lindstrøm, Todd Terje, Studio, Meanderthals, Neu!

Links: Label, Myspace

VÖ: 02.04.2010

Ein Kommentar zu “Rezension: Prins Thomas – Prins Thomas”

  1. […] das Solodebüt des norwegischen Balearic-Kraut-Disco-Prinzen eher eine bunte Mischung, wirkt der Nachfolger wie […]

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum