QuasiAmerican Gong

17 Jahre sind Janet Weiss und Sam Coomes bereits in der Indierock-Metropole Portland als Quasi aktiv, seit 2006 durch Weiss‘ Kollegin bei Stephen Malkmus & The Jicks, Joanna Bolme, am Bass verstärkt. Der große Wurf ist ihnen dabei nie so recht gelungen, obwohl sie, und davon zeugt auch die Compilation die ihrem neuen Album „American Gong“ als Bonus beiliegt und einen Überblick über die Bandhistorie gibt, immer wieder hochkarätige Songs hervorbrachten. Über die Länge eines gesamten Albums wollte diese Hochform aber nie so recht anhalten, auch neigten sie zu jammigen Instrumentalwanderungen die nicht gerade jedermanns Sache sind.

Auf „American Gong“ hingegen zeigen sich Quasi, auch wenn die Hälfte der Songs die 4-Minuten-Marke überschreitet, klar strukturiert, spielen gleichzeitig aber mit einer spürbaren Lust und Freude auf dass sich das völlig selbstverständlich anfühlt. Selbst das deutlich längste Stück „Bye Bye Blackbird“ bleibt, obwohl überwiegend instrumental, mühelos überschaubar, baut genüsslich einen Lärmturm um schließlich am Ende wieder im Intro zu enden. Obwohl MGMT– und Flaming-Lips-Soundtüftler Dave Fridmann sich für alle Songs (bis auf die jüngst schon mal angesprochene, fabelhafte Eröffnung „Repulsion“ und sein Pendant am Ende) als Produzent verantwortlich zeichnet, klingt „American Gong“ eher wie eine weniger ausgefallene Platte des schon immer experimentierfreudigen Trios. Statt Spacerock mit Psych-Orgel oder auch gelegentlicher Flötenunterstützung durchzieht sie ein Countrytwang, besonders „The Jig Is Up“ oder „Rockabilly Party“ zeigen ähnlich wie aktuelle Werke von Titus Andronicus oder Real Estate die Verwurzelung amerikanischen Indie-Rocks in Folk/Country/Americana-Traditionen.

Als Kontrast zu den ruhigen, lagerfeuerigen Momenten, in denen Coomes‘ irgendwo zwischen (jeweils jüngerem) Doug Martsch und Wayne Coyne ansiedelbare Stimme – oft in Harmonie mit seiner/n Mitspielerin(nen) – ihre warme Verwundbarkeit zeigt, dient der Fridmann-charakteristisch übersteuerte Gitarrensound, katapultiert von Weiss‘ wuchtigen Drummisshandlungen. Das leise-laut-Spiel hält sowohl einzelne Songs („Black Dogs And Bubbles“) wie überhaupt das gesamte Album in einem vitalen Spannungsfeld in das sich immer wieder nette Nebenereignise einschleichen (z.B. die erst bei der finalen Strophe von „Little White Horse“ auftauchenden Schellen oder das sich im selben Song zuvor ausbreitende modulierte Zwitschern). Quasi haben ein von vorne bis hinten stimmiges Album geschaffen, das ihre songwriterischen Qualitäten scheinen lässt dass es ein wahrer Genuss ist. Wenn es für Neuhörer je einen idealen Zeitpunkt gab diese Band zu entdecken: Er ist jetzt gekommen.

77

Label: Domino Records / Indigo

Referenzen: Stephen Malkmus & The Jicks, Real Estate, Grandaddy, Built To Spill

Links: Homepage, Label, Myspace

VÖ: 26.02.2010

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