Rock naht! Das erste Quartal hat's in sich

Da in diesen Tagen mit Pantha Du Prince, Four Tet, Pawel oder Lindstrom & Christabelle eine ganze Schar von ambitionierten neuen Veröffentlichungen aus dem Elektrosektor die Redaktion verzücken, geht es fast ein wenig unter, dass auch die hiesigen Anhänger aus dem Indierockumfeld im ersten Quartal des Jahres durchaus auf ihre Kosten kommen.

So hat sich bewahrheitet, dass Spoon auch im siebten Anlauf keinerlei Abnutzungserscheinungen erkennen lassen. Mit „Transference“ lieferten die Mannen um Britt Daniel einen raffinierten Brocken ab, dessen raue Produktion den Songs einen erfreulich ungebügelten Charakter verpasst und in Stücken wie „Trouble Comes Running“ sogar galant eine Brücke zu den frühen Werken „A Series Of Sneaks“ oder „Girls Can Tell“ schlägt. Freuen dürfen sich besonders die Städte Köln und Berlin –  da werden Spoon nach mehrjähriger Abstinenz auf deutschen Bühnen in der zweiten Februarhälfte endlich wieder live zu sehen sein – für Details könnt ihr ganz bequem unsere Konzerttipps-Übersicht nutzen. Auch wenn sich aller Voraussicht nach mit dem gerade anfangs etwas sperrigen „Transference“  nichts daran ändern wird, dass die Band hierzulande (im Gegensatz zu den USA, wo das Album mal eben auf Platz 4 der Billboard-Album-Charts eingestiegen ist) kurioserweise kaum Platten verkauft, ist der Andrang groß: Der Gig in Berlin ist bereist ausverkauft, für Köln gibt es nur noch vereinzelt Karten.

Problemlos hingegen sollte sich noch die Ticketsuche im Fall von Los Campesinos! gestalten, auch wenn die Band – zumindest den fleißigen Lesern auf diesen Seiten dürfte es nicht entgangen sein – mit  „Romance Is Boring“ vor wenigen Tagen ein prächtiges neues Werk abgeliefert  und sich längst nicht nur auf der Insel gehörigen Respekt verschafft hat.  Umso erfreulicher, dass die Truppe im März gleich dreimal  innerhalb Deutschlands auf die Bühne hüpfen wird; München, Köln und Hamburg sind in diesem Fall die Gewinner. Zur gleichen Zeit halten sich die Garage-Prog-Punker Crystal Antlers in Europa auf, für einige Daten (auch innerhalb unserer Landesgrenzen) geht es gar ganz kompromisslos zu, denn da teilt sich die Band den Abend mit den ohrenbetäubenden Times New Viking, die vor ziemlich genau zwei Jahren gemeinsam mit No Age ja gewissermaßen für die Wiedergeburt des Lo-Fi sorgten.

Aber auch die nächsten Wochen servieren uns einige spannende Veröffentlichungen! Bei Titus Andronicus, die es mit ihrem Debüt „The Airing Of Grievances“ in die Top 30 unserer letztjährigen Jahrescharts geschafft haben, verdichten sich die Anzeichen, dass die Band noch eine ordentliche Schippe drauflegen kann. Da hätten wir zum einen den großartigen Knapp-9-Minüter „Four Score And Seven“ und zudem die imposante Gästeliste, die u.a. Mitglieder von Ponytail, Wye Oak, Vivian Girls und, ja, es scheint wahr zu sein, den famosen The Hold Steady umfasst. Hält das am 09. März in den USA erscheinende „The Monitor“ was es verspricht, dürfte der Lust auf das bierdurchtränkte Abhängen in der nahegelegenen Bar nichts im Wege stehen. Der Wehrmutstropfen: Allem Anschein nach wird „The Monitor“ vorerst hierzulande nicht erscheinen. Ein schlechter Witz, wenn man bedenkt, wie viel Schrott hier Woche für Woche veröffentlicht wird. Ob es die Live-Ekstase dann überhaupt in nächster Zeit in Deutschland zu sehen gibt, bleibt abzuwarten, in den USA lassen sich Patrick Stickles & Co. jedenfalls wieder auf ein ziemliches Abenteuer ein, nachzulesen auf ihrem bandeigenen Blog: „Will you please let us come and sleep over at yr house after the show when we come to yr town? Accomidations need not be anything special at all – a floor and a ceiling are our only two requirements, though beds /couches /beanbags /etc. are always nice. If you will agree to let us come over, we will make it so that you can come to the show for free! You can even bring a friend. Hell, you can bring two friends. Just send an e-mail to TitusAndronicusTheBand@Gmail.com and we will work it out.” Das Do-It-Yourself-Prinzip ist für diese Burschen keine platte Attitüde, so viel ist klar.

Damit nicht genug, denn der 9. März hält noch einen weiteren großen Kandidaten bereit, dann nämlich erscheint – nach bisherigem Stand wieder vorerst nur in den USA – mit „The Brutalist Bricks“ via Matador das neue Album von Ted Leo & The Pharmacists, das ersten Hörproben zufolge reichlich Dampf zu machen scheint. Am 29. Januar machte die für ihre schweißtreibende Liveshow berüchtigte Band kurzerhand Halt in Philadelphia und präsentierte in einem rund 30-minütigen Konzert gleich acht neue Songs, die den etwas halbgaren Vorgänger „Living With The Living“ recht schnell vergessen machen. Selbst überzeugen könnt ihr euch per einfachem Klick, die genaue Setlist liest sich wie folgt: 1. The Mighty Sparrow | 2. Mourning In America | 3. Even Heroes Have To Die | 4. Ativan Eyes | 5. Bottled In Cork | 6. One Polaroid A Day | 7. Where Was My Brain? | 8. Last Days

Lässt man den Blick dann noch ein bisschen weiter in die Ferne schweifen, genauer gesagt in den Wonnemonat Mai, fällt einem natürlich direkt der 19. 05. ins Auge, dann werden mit Pavement und Broken Social Scene zwei der ganz Großen – reichlich unglücklich terminiert  – am gleichen Tag, aber gut 500km auseinander, die Hallen füllen. Zumindest im Falle Pavements kann man aber, die so häufig erwünschte Flexibilität mal vorausgesetzt, glücklicherweise auf den München-Termin am 22.05.2010 ausweichen. Wie ihr seht, die nächsten Wochen werden heiß – es lohnt sich also dranzubleiben.

Ein Kommentar zu “Rock naht! Das erste Quartal hat’s in sich”

  1. Bastian sagt:

    Der 19.05. scheint ein Tag der Entscheidungen zu sein, jetzt auch noch Joanna Newsom in Düsseldorf.

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