Immer neu: Jamie Lidell

Immer neu: Jamie Lidell

Geht es gut, dass ein weißer Brite sich an der schwarzen Seele des Souls vergreift? Durchaus. Bereits mit Dusty Springfield in den 60er Jahren erlebte dieser Stil auch in Britannien seine Hochzeit als „Blue Eyed Soul“, der das Spannungsfeld zwischen Jazz und Pop mit Spontaneität und kommerziellen Hörgewohnheiten auffüllte. Eben das unterkühlte Statement Englands für eine alte Fiebrigkeit. 2008 tobte die angesagte neue Welle von englischen Soulkünstlerinnen wie Adele, Duffy und natürlich Amy Winehouse, allerdings dürfte es mehr Zufall denn Kalkül gewesen sein, dass Jamie Lidell „JIM“ in dieser Form veröffentlichte, denn dieser britische Tausendsassa gibt nichts auf Trends und ist der Alptraum eines jeden Marketingmanagers.

Früher als Super_Collider zerfetzte er Beats und dekonstruierte die Musik, später versuchte er sich an der Herzmassage des Elektrofunks, sukzessive fand er Gefallen an Songs und Soul, was vor zwei Jahren dann in eben dieses lupenreine Analog-Album namens „JIM“ mündete – kein Korsett des Avantgardistischen mehr, keine widerspenstige Häme. Bloßer Wohlklang und seine präsent-sonore Stimme. Auf jedem Album erfand Jamie Lidell sich neu und wurde fokussierter und besser.

Am 07. Mai erscheint nun das nächste Werk namens „Compass“. Und man ist schon geneigt, die neuerliche Richtungsänderung als Kontinuität abzutun. Anscheinend geht es jetzt noch einen Schritt weiter in Richtung Gitarren-Pop. Soulig und gänzlich aufgeräumt singt er seine Liebeserklärung im Titelsong  (auf seiner Seite im Stream) zur Konzertgitarre. Dass wir uns aber wie immer noch auf einige Zusatz-Sperenzchen einstellen müssen, macht das Ende des Songs klar: Genüsslich zerballert er die sorgsam aufgebaute Harmonie und franst sie nach bester Brooklyn-Manier aus. Bloß für den Effekt und damit es nicht allzu langweilig wird.

Link: Official | myspace

2 Kommentare zu “Immer neu: Jamie Lidell”

  1. Ich hoffe doch sehr, dass es bei Lidell mehr als ein ‚Korsett des Avantgardistischen‘ war. Wo ein Korsett einschnürt und eine Form vorgibt die u.U. nicht (mehr) da ist, haben doch die Produktion von Christian Vogel (Super_Collider) oder auch der Luke Vibert Remix von ‚A Little Bit More‘ den allzu auffälligen Retrowunsch von Lidell lange Zeit gut kaschiert. Mittlerweile langweilt mich seine Musik eher, den Weg des garnicht avantgardistischen sondern eher zeitgemässen hätte er meiner Meinung nach besser weiterverfolgen können.

  2. […] das nicht schlecht sein muss, haben besonders in den letzten Jahre immer wieder Künstler bewiesen: Jamie Lidell, Mayer Hawthorne, Amy Winehouse oder die zuletzt erfolgreich auch in den deutschen Albumcharts […]

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