Pantha Du Prince & Panda Bear im HAU2 in Berlin (15.01.10)

Noah Lennox, Hendrik Weber und das Theater „Hebbel Am Ufer“ ist sicherlich keine überraschende Kombination, jedoch eine die zusammen passt wie die Ramones und das New Yorker CBGB. Das etwas andere Theater setzt sich aus drei Häusern zusammen, die allesamt um das Hallesche Ufer verteilt sind. Als erstklassige Konzertlocation hat sich das Schaulspielhaus schon längst profiliert, was sicherlich nicht zuletzt an dem Musikkurator und ehemaligen Spex-Chefredakteur Christoph Gurk liegen mag.

Konzerte werden im HAU regelmäßig von Podiumsdiskussionen zu vielfältigen Themen der Popkultur begleitet. Das Konzert an diesem Abend findet im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Life Is Live – Musik, Diskurs, Performance“ statt, die popmusikalische Praxis und kulturtheoretische Reflexion zusammen denkt. Das wird den Großteil des Publikums an diesem Abend jedoch eher weniger interessiert haben, schließlich hatte sich bereits rumgesprochen, dass Panda Bear die Songs seines kommenden Albums im Gepäck hat. Dieser sorgte dann auch für den Auftakt des Abends, was einerseits musikalisch logisch schien, ihn aber auch als Vorband degradierte, was sich dann auch in den Reaktionen des Publikums manifestierte. Nach dem ein oder anderen Getränk im Foyer wurde der Saal eröffnet und die Sitzränge waren in kürzester Zeit besetzt. Glücklicherweise hatte man auch die Möglichkeit, einen Stehplatz zwischen den Rängen und der Bühne zu wählen, was besonders zu späterer Stunde bei Pantha Du Prince den Abend rettete.

Mit ca. einer Stunde Verspätung schlurfte Lennox auf die Bühne, platzierte sich vor Mikrofon, Synth und Effektgeräten, hängte sich die Gitarre um und legte los. Schwere Synthesizer-Akkorde dröhnten aus den Boxen und nach wenigen Sekunden setzte der vertraute, choralartige Gesang ein. Lennox wirkte etwas verloren vor der riesigen Leinwand, auf der die erwarteten, psychedelischen Visuals projiziert wurden. Doch die Stimme beherrschte den Raum mit fester Hand. Nach einem etwas behäbigen, fast schon kontemplativen Einstieg, stieg die Qualität des Live-Sets im Laufe der Zeit immer mehr. Lennox scheint auf der Tour mit Pantha Du Prince das ein oder andere Stilmittel auf seinen Sound übertragen zu haben, denn die Stücke sind nicht selten vom steten Puls der Bassdrum getrieben. Die Songs wurden von lupenreinen Noise-Intermezzos verknüpft, die den Wunsch eines Intrumental-Albums von Panda Bear weckten. Die Ankündigung, dass das neue Album deutlich düsterer werden soll, bewahrheitete sich jedoch nicht wirklich. Es orientiert sich viel mehr an der rhythmischen Ästhetik elektronischer Tanzmusik. „Daily Routine“ von der „Merriweather Post Pavillion“ blieb an diesem Abend das einzige bekannte Lied. Als Lennox die Bühne verließ, machte sich stellenweise etwas Ratlosigkeit breit. Die anfängliche Langeweile konnte zwar ausgeräumt werden, so richtig zünden wollte die Darbeitung aber auch nicht. Das sollte sich mit Pantha Du Prince gravierend ändern, was sicher auch an den nicht ganz so hohen Erwartungen lag, denen sich Lennox beugen musste.

Allein das Bild des Publikums machte den Stimmungsumschwung deutlich: Lauschten die Menschen bei Panda Bear noch andächtig und konzentriert dem Konzert, war bei Webers Live-Set alles in Bewegung, keinen hielt es mehr auf den Rängen, Fäuste wurden in die Luft geschwungen und euphorische Rufe hallten durch die Menge, wenn der Bass nach einem kurzen Break wieder rein gedreht wurde. In der clubähnlichen Situation und bei voller Lautstärke entfaltet das neue Material eine ganz neue, absolut mitreißende Energie. Das zeigte sich auch an Pantha Du Prince selbst, der nicht wie gewohnt, in sich gekehrt mit schwarzer Kapuze hinter dem Laptop stand, sondern ebenfalls ständig in Bewegung war und deutlich Spaß bei der Sache hatte. Am erfreulichsten war jedoch, dass nicht nur stumpf die Tracks des neuen Albums aneinander gereiht wurden, sondern aus den einzelnen Spuren (teilweise auch älterer Stücke) komplett neue Hybride gezüchtet wurden.

So war Pantha Du Prince der deutliche Gewinner des Abends, lieferte er doch ein nahezu perfektes, mitreißendes Set ab. Auf der Aftershow-Party im Foyer stand Dial-Betreiber Carsten Jost an den Plattentellern und hielt die Stimmung durch ein treibendes, schwelgerisches House-Set auf dem hohen Niveau. Bei so viel guter Musik konnte man glatt über das Rauchverbot und die Tatsache, dass man sich immer noch in einem Theater befand, hinwegsehen.

Links:

Aktuelle Rezension: Pantha Du Prince – Black Noise

Pantha Du Prince

Panda Bear

Hebbel am Ufer

Noah Lennox, Hendrik Weber und das Theater „Hebbel Am Ufer“ ist sicherlich keine überraschende Kombination, passt jedoch zusammen wie die Ramones und das New Yorker CBGB. Das etwas andere Theater setzt sich aus drei Häusern zusammen, die allesamt um das Hallesche Ufer verteilt sind. Als erstklassige Konzertlocation hat sich das Schaulspielhaus schon längst profiliert, was sicherlich nicht zuletzt an dem Musikkurator und ehemaligen Spex-Chefredakteur Christoph Gurk liegen mag. Konzerte werden im HAU regelmäßig von Podiumsdiskussionen zu vielfältigen Themen der Popkultur begleitet. Das Konzert an diesem Abend findet im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Life Is Live – Musik, Diskurs, Performance“ statt, die popmusikalische Praxis und kulturtheoretische Reflexion zusammen denkt. Das wird den Großteil des Publikums an diesem Abend jedoch eher weniger interessiert haben, schließlich hatte sich bereits rumgesprochen, dass Panda Bear die Songs seines kommenden Albums im Gepäck hat. Dieser sorgte dann auch für den Auftakt des Abends, was einerseits musikalisch logisch schien, ihn aber auch als Vorband degradierte, was sich dann auch in den Reaktionen des Publikums manifestierte. Nach dem ein oder anderen Getränk im Foyer wurde der Saal eröffnet und die Sitzränge waren in kürzester Zeit besetzt. Glücklicherweise hatte man auch die Möglichkeit, einen Stehplatz zwischen den Rängen und der Bühne zu wählen, was besonders zu späterer Stunde bei Pantha Du Prince den Abend rettete. Mit ca. einer Stunde Verspätung schlurfte Lennox auf die Bühne, platzierte sich vor Mikrofon, Synth und Effektgeräten, hängte sich die Gitarre um und legte los. Schwere Synthesizer Akkorde dröhnten aus den Boxen und nach wenigen Sekunden setzte der vertraute, choralartige Gesang ein. Lennox wirkte etwas verloren vor der riesigen Leinwand, auf der die erwarteten, psychedelischen Visuals projiziert wurden. Doch die Stimme beherrschte den Raum mit fester Hand. Nach einem etwas behäbigen, fast schon kontemplativen Einstieg, stieg die Qualität des Live-Sets im Laufe der Zeit immer mehr. Lennox scheint auf der Tour mit Pantha Du Prince das ein oder andere Stilmittel auf seinen Sound übertragen zu haben, denn die Stücke sind nicht selten vom steten Puls der Bassdrum getrieben. Die Songs wurden von lupenreinen Noise-Intermezzos verknüpft, die den Wunsch eines Intrumental-Albums von Panda Bear weckten. Die Ankündigung, dass das neue Album deutlich düsterer werden soll, bewahrheitete sich jedoch nicht wirklich. Es orientiert sich viel mehr an der rhythmischen Ästhetik elektronischer Tanzmusik. „Daily Routine“ von der „Merriweather Post Pavillion“ blieb an diesem Abend das einzige bekannte Lied. Als Lennox die Bühne verließ, machte sich stellenweise etwas Ratlosigkeit breit. Die anfängliche Langeweile konnte zwar ausgeräumt werden, so richtig zünden wollte die Darbeitung aber auch nicht. Das sollte sich mit Pantha Du Prince gravierend ändern, was sicher auch an den nicht ganz so hohen Erwartungen lag, denen sich Lennox beugen musste. Allein das Bild des Publikums machte den Stimmungsumschwung deutlich: Lauschten die Menschen bei Panda Bear noch andächtig und konzentriert dem Konzert, war bei Webers Live-Set alles in Bewegung, keinen hielt es mehr auf den Rängen, Fäuste wurden in die Luft geschwungen und euphorische Rufe hallten durch die Menge, wenn der Bass nach einem kurzen Break wieder rein gedreht wurde. In der clubähnlichen Situation und bei voller Lautstärke entfaltet das neue Material eine ganz neue, absolut mitreißende Energie. Das zeigte sich auch an Pantha Du Prince selbst, der nicht wie gewohnt, in sich gekehrt mit schwarzer Kapuze hinter dem Laptop stand, sondern ebenfalls ständig in Bewegung war und deutlich Spaß bei der Sache hatte. Am erfreulichsten war jedoch, dass nicht nur stumpf die Tracks des neuen Albums aneinander gereiht wurden, sondern aus den einzelnen Spuren (teilweise auch älterer Stücke) komplett neue Hybride gezüchtet wurden. So war Pantha Du Prince der deutliche Gewinner des Abends, lieferte er doch ein nahezu perfektes, mitreißendes Set ab. Auf der Aftershow-Party im Foyer stand Dial-Betreiber Carsten Jost an den Plattentellern und hielt die Stimmung durch ein treibendes, schwelgerisches House-Set auf dem hohen Niveau. Bei so viel guter Musik konnte man glatt über das Rauchverbot und die Tatsache, dass man sich immer noch in einem Theater befand, hinwegsehen.

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