Auch das A Silver Mt. Zion Kollektiv ist vor Veränderungen nicht gefeit. Nachdem das hektische Wechseln des offiziellen Namens schon lange zum guten Ton gehörte, geht es jetzt dem Personal an den Kragen. Drei Mitglieder sind gegangen, lediglich ein Neuer schloss sich den Anarcho- Kanadiern um Efrim Menuck an – das Ende der Tralala-Band. Das Ende einer Philosophie, die mit den letzten Alben immer mehr in Glückseligkeit, ja Hedonismus, mündete, das Schöne auf den Schild hob und am Ende alle Fragen beantworten konnte. Alles aus einem zutiefst misstrauischen Blickwinkel natürlich. Diese Kombination stellte die beiden Vorgänger mindestens auf eine Stufe mit den ersten beiden Werken.

Von einer Richtungsänderung ist beim Opener noch nicht viel merken. Wie eine Fortsetzung des Vorgängers „13 Blues for 13 Moons“ ertastet er  sich vorsichtig einen Weg, um in gewohnt schwelgerischer Manier zu klagen und irgendwo den letzten Hauch Hoffnung aufzuspüren. Ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen, das den Horizont nie verschwimmen lässt.  Die einfache wie erbauliche Erkenntnis, mit der sich die Band von ihrem Schaffen der letzten fünf Jahre verabschiedet, „There Is a Light“. Wird man später noch gut gebrauchen können, denn der „Metal Bird“- Zwilling läutet die unumkehrbare Wende ein. Ein gehetzter Efrim Menuck phantasiert in einem apokalyptischen Anflug von Kannibalismus und Krieg. Gnadenlos nach vorne peitschend wirkt selbst ein „Dance You Motherfuckers“ in diesem Kontext wie ein Tor zur Hölle. Das ist schon längst kein Albtraum mehr, eher eine düstere Vision, die auch körperliche Schmerzen bereitet. Wer diese übersteht, stellt sich zwangsläufig die Frage, was danach kommen soll.

Und so scheint es auch fast so, als habe die Band mit der furiosen ersten Hälfte ihr Pulver für dieses Album verschossen. Etwas schade, bilden doch die drei an Traditionals angelehnten Stücke (Marsch, Shanty, Kirchenlied) rein formal dem Albumtitel zufolge das Herzstück auf „Kollaps Tradixionales“. „Thee Olde Dirty Flag“ und „For Darling“ dürften zu den zahmsten Songs gehören, die A Silver Mt. Zion bisher veröffentlicht haben. So orientierungslos, zerbrechlich und staubtrocken wie sie sind, erfüllen sie immer noch den Zweck, den Finger in die Wunde der Gesellschaft zu legen. Erst das aufbrausende dritte Pseudo- Traditional „Bury 3 Dynamos“ und der ausladende Abschluss „Piphany Rambler“ befreien die beiden aus ihrer Lethargie und hauchen dem Album neues Leben ein. Ein versöhnliches Ende. Wenn es tatsächlich einmal Efrim Menucks Plan gewesen sein sollte, mit A Silver Mt. Zion auszuprobieren wie Klassik geht, hat er dieses Vorhaben mit „Kollaps Tradixionales“ endgültig begraben. Wohin es gehen wird, nachdem sich das letzte Staubkorn auf den ausgedörrten Boden gelegt hat, ist dabei eigentlich vollkommen irrelevant.

70

Label: Constellation

Referenzen: Set Fire To Flames, Black Ox Orkestar, Exhaust, Dirty Three, Priestbird, Trail Of Dead, Xiu Xiu

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VÖ: 05.02.2010

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