Nicht lange nachdem die „Merriweather Post Pavillion“-LP ihren Stammplatz auf den heimischen Plattentellern geräumt hat, melden sich Panda, Avey und Geologist schon wieder zurück. So schließt sich der Kreis, denn das Jahr begann mit Animal Collective und nun endet es mit den selbigen. Der eine war genervt vom undurchdringbaren Konsens, der andere kann noch immer nicht genug bekommen. Die Spuren ihres letzten Albums sind auf dieser EP kaum zu leugnen, auch wenn sich bereits eine weitere Neuausrichtung ankündigt. Wo diese hinführt, ist nur schwerlich abzusehen.

Auch „Fall Be Kind“ ist wie schon sein Vorgänger vom kaum zu übertreffenden, infantilen Eskapismus geprägt, der  aus den Momenten absoluter, innerer Versunkenheit entsteht – ein Stilmittel, das sich schon seit der „Campfire Songs“ durch das Schaffen der Band zieht, wie ein ätherischer, nicht zu greifender roter Faden. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass sich dieser Effekt auf Dauer schlicht und einfach simplifiziert, wenn er nicht gar in eine autistische Belanglosigkeit abdriftet. Von Zeit zu Zeit vermisst man einfach die unverschämte Direktheit der „Strawberry Jam“, besonders wenn die Band in ihrer kontemplativen Behäbigkeit stecken zu bleiben scheint. Glücklicherweise bilden solche Momente die Ausnahme, denn wie gewohnt hält die Platte einige Überraschungen parat. „What Would I Want? Sky“ verwandelt sich nach halber Spielzeit vom psychedelischen Ambient-Track im metallischen Rythmusbett zu einem beschwingten, lebensbejahenden Popsong. Auf „On A Highway“ werden wiederum glühende, verzerrte Synthesizer-Akkorde durch einen nicht enden wollenden Delay-Effekt gezogen, bis ein leicht versetzter Ethnogroove einsetzt, das Songschema aufbricht und einer rhythmisch geoordneten Struktur zuführt. Besonders in solchen Momenten macht sich das gestraffte Songwriting der Band bemerkbar und lässt die etwas trägeren Momente der EP schnell vergessen.

Die Ambivalenz aus Nerdtum und Popattitüde ist ohnehin nicht mehr aus dem modernen Diskurs wegzudenken und nichts anderes spiegelt sich im Schaffen von Animal Collective wieder. Solange sie nicht vom Zeitgeist eingeholt werden und den obligatorischen Schritt voraus bleiben, gibt es keinen Anlass zu zweifeln, denn kreativer Leerlauf entsteht allein aus dem Stillstand und von diesem ist die Band nach wie vor meilenweit entfernt.

73

Referenzen: Panda Bear, Avey Tare & Kría Brekkan, High Places, El Guincho, Gang Gang Dance, Black Dice, Terrestrial Tones

Label: Domino

Links: Myspace Official

Vö: 23.11.2009

9 Kommentare zu “Animal Collective – Fall Be Kind EP”

  1. Pascal Weiß sagt:

    Für mich ja ne hohe 8;)

  2. Dachten wir uns schon ;)

  3. Markus sagt:

    Die ersten beiden Songs und „On A Highway“ sind mal wieder Großtaten vor dem Herrn, die anderen beiden sind etwas schwächer, aber was heißt das schon bei Animal Collective. Seit Alben und EPs DIE herausragende Band dieses Jahrzehnts – und man hat nicht das Gefühl, als ob die nicht noch mindestens zwei, drei ähnlich gute hinkriegen würden. Sensationelle Truppe, die wichtigste momentan.

  4. Pascal Weiß sagt:

    @Markus: Exactly. Meine Worte;)

  5. Surfboard sagt:

    Also ich finde nicht, dass die Musik von Animal Collective zusammenhanglos ist. Man braucht zwar, um den ‚roten Faden‘ zu finden, aber geben tuts ihn meiner Meinung nach schon ;)

  6. philip sagt:

    @surfboard: es sagt ja auch keiner, dass die musik zusammenhanglos ist?

  7. Surfboard sagt:

    „[…]in Stilmittel, das sich schon seit der „Campfire Songs“ durch das Schaffen der Band zieht, wie ein ätherischer, nicht zu greifender roter Faden.“ oder hab ich das jetzt flasch verstanden^^

  8. philip sagt:

    ich glaub schon, das sollte jedenfalls nicht suggerieren, dass das schaffen der band heterogen zerstreut wäre

  9. […] allerdings und verwandelt sich – ähnlich wie der Opener der letzten Animal-Collective-EP „Fall Be Kind“ – in einen tanzenden, tosenden […]

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