BlakRocBlakRoc

Kreuzungen von Rap und Rock gehörten trotz Beastie Boys ja doch eher zu den vielen großen Unsitten der Neunziger. Albern gekleidete, gerade erst dem Highschoollosertum entwachsene Vorstadthools einigten sich damals unter dem Deckmantel von Wortkreationen wie Crossover oder dem unsäglichen Nu Metal auf Samenstau und Eierschaukeln als einzig repräsentative Gemeinsamkeiten beider Welten. Umso spannender könnte es angesichts dessen werden, wenn sich die Black Keys, ihres Zeichens die derzeit formidabelsten Vertreter des altehrwürdigen Zwei-Mann-Bluesrocks, mit zahlreichen alten Heroen aus deutlich besseren Zeiten des Hip Hop zusammentun, um sich gemeinsam darauf zu besinnen, dass man ja doch irgendwie die selben Ursprünge hat, die damals vor Urzeiten aus den Sümpfen des Missisippi-Delta krochen.

Den Anfang machen Ludacris und der zumindest dem Output nach nicht totzukriegende – wie das eben so ist, in dem Geschäft – Wu-Tang Chef-Berserker Ol‘ Dirty Bastard, die in „Coochie“ leider beweisen, dass ihr cartoonartiger Rapstil eher wenig mit dem spartanisch röhrenden Beatgerüst einer klassischen Bluesrockband harmoniert. Schon besser passt da Mos Def, dessen leicht altersweiser Flow sich in „On The Vista“ ganz prima auf die sonischsägende Gitarre Dan Auerbachs eingroovt. Noch besser macht seine Sache allerdings der bisher aus zweiter und dritter Reihe eher weniger bekannte NOE, der hier den nahezu perfekten Jay-Z-Impersonator gibt und neben Neo Soul-Sternchen Nicole Wray die auffälligste Konstante des Albums darstellt. „Hard Times“ jedenfalls sticht als eindeutiges erstes Highlight dieser Songsammlung heraus und belegt außerdem die alte KanYe West-Regel, dass ein gut ausgewähltes Soul-Sample schonmal den halben Hit ausmacht. Da kann selbst ein Pharaoe Monch nicht gegen anstinken, der in „Dollaz & Sense“ zusammen mit RZA allerdings auch alles andere als zu enttäuschen weiß. Für einen weiteren Höhepunkt ist Raekwon zuständig, der auf „Stay Off the F*%$#n‘ Flowers“ noch einmal klarstellt, warum er einst als größtes Rapgenie des Wu-Tang Kollektivs galt.

2009 war ein gutes Jahr für wertkonservative Hip Hop-Fans, denn wie die zuletzt erschienenen Soloalben der hier ja ebenfalls vertretenen Mos Def und Raekwon hat auch „BlakRoc“ seine stärksten Momente in der Rückbesinnung auf alte Tugenden. Man vertraut hier ganz auf die überragenden Rapskills der Gast-MCs und wälzt sich ansonsten mit viel Vergnügen in Remiszenzen an 70er Jahre Soul. Dass dabei eine eigentlich für ihre Ruppigkeit bekannte Rockband für die Beats zuständig ist, fällt letztendlich kaum weiter auf , lediglich in „Hope You`re Happy“ (feat. Billy Danzem Nikki Wray & Q-Tip) wird zwischendurch noch einmal ordentlich die Sau rausgelassen. Das spricht zwar einerseits für die Disziplin der Band, die sich ganz uneigennützig immer in die Dienste der Songs und Gastrapper stellt, lässt aber andererseits auch all die interessanten Reibungspunkte und Spannungen vermissen, die man sich von dieser einmal ganz anderen Hip Hop-Rock-Kollabo versprach. Im Zusammmenwirken mit einigen eher verzichtbaren Tracks kommt es so, dass „BlakRoc“ am Ende nicht nur als grundgutes Rapalbum, sondern ein wenig auch als vertane Chance ganz leicht unterhalb der Erwartungen ins Ziel trudelt.

65

Label: Cooperative Music / Universal

Referenzen: The Black Keys, Wu-Tang Clan, The Roots, Saul Williams, Mos Def, Pharaoe Monch

Links: Homepage

VÖ: 27.11.2009

Ein Kommentar zu “Rezension: BlakRoc – BlakRoc”

  1. Stimme dir eigentlich durchegehend (auch in der Einschätzung der einzelnen Tracks) zu, aber ich fand noch, dass Jim Jones auf „Ain’t Nothing Like You“ überrascht und da noch ein weiteres gutes Lied entstanden ist. Vor allem wegen dem Gesäusel von Mos Def, in das ich mich seit „Ecstatic“ jedes Mal wieder verliebe!
    Aber ich hatte mir auf jeden Fall weit mehr erwartet!

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