Label-Tipp: Type, der Nischenprimus

Bei Type fängt Musik an, wo sie bei anderen Labels längst aufgehört hat. Es geht hinab in den Untergrund, wo diffuses Rauschen regiert. Zerstörte oder type012_copy_mediumzerstäubte Klänge, abseitiges Wabern aus Ritzen, die das Konstrukt um Raum und Zeit wenn nicht ändern, dann zumindest über das normale Maß hinaus dehnen. Types Künstler heißen Mokira, Svarte Greiner oder Grouper. Ihr Metier ist das Nicht-Fassbare, das Ätherische und Flüchtige. Es ist keine Musik, die mit Harmonien und Melodien arbeitet, es ist Musik, die einen experimentelleren Charakter hat. Da werden beispielsweise Klänge aus der Auslaufrille von Vinylschallplatten gesampled oder das Feedback eines Tunnels eingefangen, zerdehnt und als weißer Krach und schwebende Noise-Wolke über sacht geschlagene Akustikgitarrenklänge gewebt. Vor allem aber gibt es viel Ambiente und Atmosphäre, die durch Entschleunigung erst recht ihre Wirksamkeiten unter Beweis stellen.

Es ist die Lust am Entdecken, Forschen und Treiben, die diese akustischen Mappings zu dem geschliffen hat, was sie sind: Eine klangliche Kopfhörer-Reise in Mikrokosmen und entdeckenswertes Terrain. Egal ob Field Recordings, broderickfinal_lo_mediumIndie-Ambient oder Drone: Hier werden Umgebungen aufgesaugt, dekonstruiert und in neuer Form wieder ausgespuckt. Das hört sich komplex an und ganz sicher stimmt das auch. Aber egal, ob sie wie bei Helios in Postrock abdriftet oder wie bei City Center den architektonischen Unterbau wegmodert – das Organische und damit überaus Menschliche steht ganz oben auf der Agenda. Es perlt zwischen den übereinandergerankten Ideen und Klängen, es knisterst, dröhnt und atmet.

Entsprechend bieten fast alle Alben auf Type ein großes Repertoire an Assoziationsmöglichkeiten: Verwegen schaukelnde Wipfel? Der lange Nachhall einer U-Bahn? Der Saft, der durch die Stängel der Grashalme fließt? Die melancholische Gischt an rauen Klippen? Man lernt hier das bewusste Wahrnehmen. Das kann versponnen, minimalistisch oder gravitätisch sein – jederzeit jedoch auch extrem spannend, wenn man sich nur darauf einlässt.

type046_cover_mediumType versammelt das Abseitige, das Unverkaufbare, das Spinnerte. Und das seit Jahren mit einer Konsequenz, die mehr als staunen lässt. Hier ist alles reduziert auf musikalische Eigenheit und Qualität. Und weil das Ästhetische hier eine so große Rolle spielt, gibt es auch immer fantastische Artworks zu den Alben, die fast sprachlos machen, wenn man sie geballt wie auf ihrer Homepage sieht. Euch sei in einer ruhigen Minute das Vorbeisurfen bei Type empfohlen, die zudem mit Bescheidenheit glänzen: Eine übersichtliche Internetpräsenz, die sich ganz auf das Wesentliche fokussiert. Reinhörmöglichkeiten gibt es bei allen Alben (alle Titel zum vollständigen Ausspielen!) und eine schlichte Präsentation mit viel Understatement. Type | A Record Label.

Link: Type

3 Kommentare zu “Label-Tipp: Type, der Nischenprimus”

  1. Philip sagt:

    grouper ist toll, letzte woche erst live gesehen

  2. Ja und mit deren letztem Album oder auch Peter Broderick kann sogar eine Pop-Hure, wie ich, etwas anfangen. Wirklich ganz großartiges Label, Sylvain Chaveau sollte man vielleicht auch noch erwähnen.

  3. […] Baths vernetzt seine Musik selbst im Koordinatensystem zwischen Morr, Fat Cat, 4AD, Ghostly, Type und eben Warp und weiß um die Wirkungen von den schwebenden Flächen der Boards Of Canada oder der […]

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