AnnieDon't Stop
Fünf Jahre nachdem ihr über ihr Debütalbum „Anniemal“ und die grandiose Single „Heartbeat“ die große Popstar-Zukunft vorhergesagt wurde hat Anne Lilia Berge Strand es 2009 endlich dahin geschafft wo sie schon immer hin wollte, nach ganz weit oben in die Charts. Allerdings ist auf „Left My Heart In Tokyo“, das es im UK auf Anhieb in die Top 10 schaffte, ihre unscheinbare Stimme nicht zu hören, lediglich geschrieben hat sie das Stück für das Neo-Girlgroup-Duo Mini Viva.
Dabei sah es vor einem Jahr noch so aus als würde ihr der Sprung vom Geheimtipp zum Star mit ihrem zweiten Album „Don’t Stop“, dem ersten auf einem Major Label und zusammen mit hochkarätigen Produzenten realisiert, selbst gelingen. Doch alles kam anders, EMI wurde aufgekauft, umstrukturiert, die Veröffentlichung wurde erst verschoben bis Annie die Nase voll hatte und mit Album unterm Arm das Weite suchte.
Nun ist Annie wieder Indie, ausgerechnet das ansonsten für Lindstrømsche Space Disco und Art-Rock wie Nisennenmondai bekannte Nischenlabel Smalltown Supersound bringt ihr Album heraus. Wohlgemerkt hat „Don’t Stop“ in der Zwischenzeit ein paar Veränderungen durchlaufen. Die größte sind drei neue Stücke, die Annie mit dem Briten Paul Epworth aufnahm, darunter „Hey Annie“, das gleich zu Beginn mit Trillerpfeife und Cheer-Chor auf anfeuerndem Beat loslegt und „I Don’t Like Your Band“, das zusammen mit „Songs Remind Me Of You“ das Doppelherz des Albums bildet. Ersteres wartet mit französischem Knarzsound auf, passend zu Annies musikalischer Missbilligung, die mehr bedauernd denn wirklich hämisch klingt und sogar mit gutem Rat kommt („Time to get your headphones on / listening to some cosmic songs / some Kraftwerk, Bobby O and Moroder“). Erfreulicherweise geht Annies zwar etwas kräftigere als früher, aber immer noch recht dünne Stimme darin genau so wenig unter wie in „Songs Remind Me Of You“, das sie über Richard X‘ mächtigem Italo-Beat zur unaufhaltbaren Kraft macht, immer die Silben auf den Anschlägen platzierend.
Dass nicht jede Melodie ein Volltreffer (beim Titelstück ist der Übergang von Strophe zu Refrain mitreißender als beide zusammen) ist wird einigermaßen dadurch ausgeglichen, dass das Album bis kurz vor Schluss gut aufs Tempo drückt, auch hält die Vielfalt der Produktionen das Hörinteresse. So mögen „Bad Times“ und „Loco“ mit ihrem Rockinstrumente-machen-Hochenergie-Pop keine Überraschungen für alteingesessene Xenomania-Hörer bereit halten – „Loco“ ist sogar Girls Alouds „Long Hot Summer“ verdammt ähnlich – dafür sind „Take You Home“, mit einem Trommel-Freakout der tatsächlich mal an den Smalltown-Sound erinnert und das sexy-kurzweilige „The Breakfast Song“ mit einem simplen, scheinbar vergessenswürdigen Refrain ein guter Kontrast. Zusammen gehalten wird alles von Annies Stimme, die so nachhaltig charismatisch ist, dass man sich schnell selbst dabei ertappt „What do you want? What do you want for BREAKFAST?“ in Gedanken zu singen.
Der große Soloerfolg wird Annie jedoch auch hiermit nicht vergönnt sein. „Don’t Stop“ ist nicht das übergroße Popalbum, das man sich erhofft haben könnte, jedoch eines, das über eine Handvoll Highlights hinaus vor allem auch am Stück und auf Dauer Spaß macht. Und wie man Annie so kennt bastelt sie eh schon wieder an neuem Material, vielleicht klappt’s damit dann auch eigenstimmig mit der Welteroberung.
Label: Smalltown Supersound
Referenzen: Girls Aloud, Saint Etienne, Robyn, Kylie Minogue
Links: Homepage, Smalltown Supersound
VÖ: 06.11.09