Die Hochzeit der Discokultur wirkt exklusiv und einzigartig, in erster Linie und selbstverständlich für diejenigen, die sie nicht miterleben konnten. Es scheint unwahrscheinlich, dass sich ein solcher Körperkult jemals wieder im großen Stil und mit solch einer Naivität zelebrieren lassen wird, wie es Mitte der 70er Jahre der Fall war , und dass nicht nur, weil Punkrock und AIDS dem bunten Treiben ein Ende setzten. Nach der bombastischen Selbstüberhöhung des Rock im Prog und der Erkenntnis, dass die Ideale der Hippiebewegung die wenigsten Menschen davon abhielten, furchtbar mittelmäßige Leben zu führen, stellte Disco in seiner breitenwirksamen Variante die Rückbesinnung auf die Funktionalität der Unterhaltungsmusik dar. Jugendkultur wurde zum Kunsthandwerk, bis als Reaktion darauf das vermeintliche Ideal der Authentizität das Leitbild einer Art von Pop wurde, die in den Mainstream der Minderheiten mündete.

Von dieser Entwicklung profitieren Werke wie das gleichnamige Debüt der Phenomenal Handclap Band aus New York, Alben, bei denen Liebhaber ihrer Begeisterung für Musik eine Form gaben, die, da die Filterfunktion von Presse und Rundfunk heute nur noch eine schwindende Rolle spielt (hier ein  sehr guter Artikel dazu) auf unterschiedlichste Art und Weise verstanden werden kann.

Im vorliegenden Fall wäre das zum einen das des öfteren vermutete Discorevival (siehe Hercules and Love Affair), der Brooklyn-Hipness Faktor (das Lineup der Band beinhaltet diverse Szenegrößen), das Label Gomma, gerne als „Schicki-Label“ bezeichnet, da sie in der Lage sind, Musik, Mode und Clubkultur zusammenzubringen und nicht zuletzt die Geschichte von Funk, Soul und der Emanzipation der afroamerikanischen und schwul-lesbischen Kulturen durch Musik.

Doch egal wo man auch ansetzt, eines sollte man nicht aus den Augen verlieren: die Qualität der Musik. Und damit ist nicht nur die Tanzflächentauglichkeit von „You’ll Disappear“, „All Of The Above“ oder „15 To 20“ gemeint, sondern auch Songs wie „Dim The Lights“ und „The Circle Is Broken“, denen man ein Eigenleben im Schatten von Floorfillern wie „The Journey To Serra Da Esstrela“ (zumindest nach ca. 2 Minuten Intro) gar nicht zugetraut hätte. Dass sie nicht als Lückenfüller herzuhalten brauchen, hebt das Album als Einheit gegenüber seinen offensichtlichen Hits hervor, eine gute Leistung für ein Projekt, das auch einfach als Hommage an Disco und Funkrock der 70er gedeutet werden kann.

71

Label: Gomma

Referenzen: Gino Soccio, Deniece Williams, Donna Summer, Frantique, Freddie James, Al Hudson and the Partners

Links: Homepage / Myspace

VÖ: 23. 10. 2009

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum