Kings Of Convenience in Dortmund

„How could you build a house without windows?“, Erlend Øye flüchtet aus dem fensterlosen Backstagebereich ins Freie. Während die andere Hälfte der Band – Eirik Glambek Bøe – noch irgendwo im Gebäude sitzt, macht Erlend auf der nachmittagsvollen Dortmunder Einkaufsstraße Turnübungen.
Nach fünf Jahren Bühnenabstinenz spielen Kings of Convenience wieder Konzerte in Deutschland – auch im Dortmunder Konzerthaus, das heute Abend bis auf den letzen Sitzplatz ausverkauft ist. Er sagt, das gestrige Konzert in Berlin hängt ihm noch in den Knochen. Das Publikum wollte ihn als den anderen sehen, den von Whitest Boy Alive. „Machmal wünsche ich mir, ich würde in zwei verschiedenen Welten leben, und in der einen würde die jeweils andere Band nicht existieren. Die Leute sind so „Großartig, aber wann machst du mal wieder was mit Whitest Boy Alive?“ und umgekehrt.“
Mittlerweile hat er – wieder drinnen – an dem schwarzen Flügel Platz genommen, der fast die ganze Garderobe ausfüllt. Das Konzerthaus ist sonst eher Bühne für klassische Musik, seit 2006 gibt es auch „Pop im Konzerthaus“ – ohne Strom, aber mit außergewöhnlicher Akustik. Akustik, die hat gestern genervt, das Publikum war zu laut und die Venue zu groß. Bei Kings of Convenience geht es eben nicht um Beschallung für mal so nebenbei. Worum denn? „Für die Musik von Kings of Convenience ist Stille sehr wichtig – nicht Minimalismus, sondern Stille. Auf dem Konzert haben die das nicht verstanden, sie haben nicht reagiert, oder an den falschen Stellen.“ Auf das Konzerthaus haben sich Kings of Convenience gebührend vorbereitet. „We have booked a 24-piece orchestra from Sweden!“ Nicht ganz, stattdessen eine 2-Mann Begleitung, die vor allem zu neueren Stücken perfekt passt.
Die Songs auf „Declaration of Dependence“ klingen ein bisschen nach Kapitulation: „Power of Not Knowing“. In einer Welt in der Freiheit der Maßstab für ein gelungenes Leben ist, klingt Decleration of Dependence“ wie eine Absage an unsere Leistungsgesellschaft. Also was ist denn bitte so toll daran, abhängig zu sein? „Nicht nur abhängig, von jemandem abhängig. Wenn man lange eine Beziehung führt kommt man irgendwann auf diese Ebene, wo man voneinander abhängig ist – im Alltag – das führt zu einer Art Vertrautheit, die nur so entsteht. Aber ein Albumtitel ist ja nichts monolithisches, sondern ein Denkansatz und vielleicht eine Überschrift für doch ziemlich unterschiedliche Songs.“ Unter anderem nämlich: „Riot on an Empty Street“ – ein Song, der genauso alt ist wie das gleichnamige Album, es aber erst jetzt auf eine Platte geschafft hat. „Riot on an Empty Street hat bei den Aufnahmen nie so geklungen wie es sollte – die Aufnahme konnte dem Song einfach nicht gerecht werden. Wir haben sehr lange daran gearbeitet – der Abstand hat dem Song – und der Aufnahme – gut getan.“
Die Songs sind eine Mischung aus „5 Jahre weit weg von der Welt“ – Eirik, der eine Familie gründet und auf dem Rad durch die Welt fuhr – und „5 Jahre in Berlin-Mitte“. Auch ließen sie Leslie Feist mit singe; dass da zwei sehr unterschiedliche Charakter aufeinander treffen, merkt man. Auch, dass ihre Musik Ausdruck aus Zurücknahme holt. Und was sind schon 5 Jahre? „What can I tell you about five years – he has been in the US for 3 years and then, for me it’s like – I was in the US for three weeks and the I went to France, and then I went to Norway to help my mom with the house.“
Als ich das Interview für beendet erklären möchte , dreht er den Spieß um und hält mir das Aufnahmegerät unter die Nase. „So now tell me: What is life?“ Gute Frage, da sollten wir beim nächsten Mal drüber reden.