Erstmal herzlichen Glückwunsch zu einem der wirklich albernsten  und dämlichsten Bandnamen aller Zeiten. Und überhaupt, der Begriff Soupergroup steht doch heutzutage schon von Grund auf für eine ziemlich lahme Zusammenkunft abgehalfteter Ex-Rockstars, die mal wieder Geld brauchen um ihre zahlreichen Abhängigkeiten und unehelichen Kinder zu finanzieren. Wir haben ja schließlich nicht mehr 1970.

Und tatsächlich haben die Karrieren von Teilen der hier Mitwirkenden so einige Höhen und Tiefen vorzuweisen. Als exemplarisch dafür kann natürlich Conor Oberst herhalten, der zwar mittlerweile eine gefestigtere Person zu sein scheint als noch vor fünf Jahren, dessen letzte Alben als Bright Eyes und unter eigenem Namen aber immer weniger zu fesseln wussten. Auch Yim Yames letztes Album mit My Morning Jacket stieß mit seinen Soul- und Funkelementen bei Publikum und Kritik auf eher gespaltene Reaktionen und lediglich über M. Ward und Mr. Saddlecreek Mike Moggis ließe sich jetzt nichts großartig Nachteiliges berichten, was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass sie aus diesem großspurig betitelten Quartett die eher weniger Starruhm versprühende Hälfte bilden.

Nun also zu viert wider den eigenen kreativen Engpässen, kann das gutgehen? Es kann, denn schon im deutlich ans letzte My Morning Jacket-Album angelehnten R’n’B inspirierten Opener  „Dear God“, in dem alle drei Sänger (Yames, Oberst, Ward) nacheinander zum Gebet in Yim Yames Hall-Kathedrale niederknien, macht sich eine wohlig entspannte, irgendwie vertraute und so gar nicht fade Stimmung breit, in der man für die nächste Stunde gerne versinken möchte. Frei von jedem Erwartungsdruck tragen sich die vier selbsternannten Genre-Ikonen hier gegenseitig durch ihre Songs, in denen  Begriffe wie Zeitgeist und Innovation als immer kleiner werdende Punkte in den Weiten der Prärie zu verschwinden scheinen. Stücke  wie „Temcazal“ oder „Ahead Of The Curve“ etwa hätten jedes Bright Eyes-Album veredelt und der galoppierend Morricone gemahnende kleine Spaghettiwestern „Man Named Truth“ vermag sogar ein wenig darüber hinwegzutrösten, dass man Conor Oberst wohl nie wieder so schön verzweifelt hören wird, wie einst auf „Lifted…“. Southern Rock-Spezialist Yim Yames hat, nachdem er die Platte ja schon gewohnt hallig eröffnen durfte, auch die Ehre sie mit „His Master’s Voice“ ebenbürtig und würdevoll abzuschließen. Zwischendurch zeigt er sich für die rockenden Momente verantwortlich, wird dabei aber von seinen Mitstreitern immer wieder gekonnt im Zaum gehalten, sodass ausladende Soli und Jam-Abenteuer hier vermieden werden. Das eigentliche Highlight aber sind die Lieder von M.Ward, der zwar in Puncto Promibonus und stimmlicher Präsenz nicht ganz mit seinen beiden Mitstreitern mithalten kann, dafür aber in „Slow Down Joe“ und „The Sandman, The Brakeman And Me“ für die innerlichsten und schönsten Momente des ganzen ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Albums verantwortlich ist.

Nun kann und darf man dies alles sicherlich immer noch furchtbar langweilig und belanglos finden, denn „Moggis, Yames, Ward & Oberst“  versprühen hier oft wertkonservativste Americana-Seligkeit, ergehen sich in Klischees und schrammen desöfteren nur allzu knapp an der Grenze zu handelsüblichem Happy Go Lucky-Country vorbei. Nur eins, das sollte dann doch eingestanden werden, dass man es mit einem Werk dreier hervorragender Songwriter und vier ebenso toller Musiker zu tun hat, die hier ausnahmsweise mal nicht den Brei verderben, sondern dafür sorgen, dass in den nächsten Wochen kaum noch etwas anderes auf den Plattenteller kommen wird.

75

Label:Rough Trade / Beggars / Indigo

Referenzen:M. Ward, Bright Eyes, My Morning Jacket, Neil Young, Bob Dylan, Gram Parsons, Townes Van Zandt, Wilco, Fleet Foxes, Magnolia Electric Co.

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 18.09.09

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