Vladislav DelayTummaa

Der Output des finnischen Elektronik-Connaisseur Sasu Ripatti scheint nicht abzureißen: Nach Exkursen mit dem „Moritz Von Oswald Trio“ und seiner Lebensgefährtin Antje Greye-Fuchs (AGF), erscheint nun auf Leaf Recordings sein neuntes „Vladislav Delay“-Album.

„Tummaa“ ist zwar eine echte Herbst/Winter-Platte geworden, entzieht sich aber souverän den Klischees vom sanft fallenden Laub und leise rieselnden Schnee. Ripatti behandelt vielmehr die subtile Schönheit und graue Tristesse der kalten Jahreszeiten. Das Eröffnungsstück „Melankolia“ kommt erst einmal ziemlich paranoid daher, wird seinem Namen dank improvisierter Piano-Fragmente aber doch schnell gerecht. In der düsteren Parallelwelt des Vladislav Delay hat sich nicht viel geändert: Der Weg führt noch immer vorbei an metallisch, abstrakten Percussion-Gebilden und zäh wabernden Drone-Strömen. Nicht selten fühlt man sich an das wagemutige Trio aus Andrei Tarkowskis Filmklassiker „Stalker“ erinnert, das bei seiner Expedition in die mysteriöse „Zone“ allerlei Irritationen erlebt. Auf „Tumma“ stehen sich Wahnsinn und Schönheit ebenso nahe, wie in der fiktiven Szenerie Tarkowskis und auch der Weg bleibt stets ungewiss. Das Zeitgefühl wird  in diesem einstündigen Fluss aus irisierenden Flächen und bröckelnden Rhythmus-Elementen schnell auf den Kopf gestellt. Orientierung bietet einzig und allein das kühle, transparente Klangdesign – eine Stärke Ripattis.

„Tummaa“ knüpft nahtlos an die Vorgänger-Alben Delays an und zeigt keinerlei Schwächen. Mit seinem wohl spannendsten Soloprojekt erkundet der Klangforscher weiterhin gekonnt das Feld zwischen Ambient, Noise und Elektronika, ohne den nötigen Raum für Interpretationen auszulassen. Musik, die zu Hochzeiten des Zitates nicht richtungsweisender sein könnte.

80

Label: Leaf

Referenzen: AGF/Delay, Moritz Von Oswald Trio, Alva Noto & Ryuichi Sakamoto, Tim Hecker

Links: Myspace Official

Vö: 24.08.09

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