The Drug Models LoveSlow Hope Parade
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Referenzen:
Electric President, Kashmir, Postal Service, My Bloody Valentine, Her Space Holiday
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Autor: |
Markus Wiludda |
Was bleibt von einem langen Abend? Wenn das Gelächter verstummt ist, das letzte Glas getrunken ist und die Müdigkeit sich mit bleierner Schwere auf die Augenlider setzt. War das alles? Ist das das Leben? Der Nachhall auf dem Zuhauseweg, die resümierenden Minuten bis zur Ankunft im Bett, geben der Melancholie eine Fassung. Bestrahlt mit entrücktem und leicht fahlem Schein der Neonröhren, umsummt von den letzten Insekten der Saison. Es wird Herbst. Die ersten Bäume beginnen ihr trauriges Farbenspiel, die Kaltfront aus den Ostregionen schwappt in Zyklen heran, der einsetzende leichte Regen setzt feine Piekser auf die Haut und erinnert daran, dass ein weiteres Jahr seinem Ende zu geht.
Auf dem Kopfhörer Musik aus New York, eine neue Ein-Mann-Truppe. Es ist Musik zum Runterdimmen. Musik, die der Stimmung, der Atmosphäre gerecht wird und eine innere Souveränität atmet. Die Lücken lässt für Gedanken. Man ist sowieso viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um hier auf jede Einzelheit achten zu können. Es sind Wortfetzen, die sich ins Gehirn winden. Ein „Love, Love, Love“, was den Glauben an sich selbst längst verloren hat. Ein Monolog über den seligen Zustand des Betrunkenseins, der doch viel mehr verdrängen kann, als man je gedacht hat. Man fühlt sich gut aufgehoben. Es sind Texte über das kleine Glück im Leben, wenn das große längst unerreichbar scheint. Depressiv wird es nie, jedoch jederzeit hochgradig melancholisch. Und Hoffnung? Ja, vielleicht. Im Hall auf den Akustikgitarren, deren weiche Bettung jetzt genau das richtige ist. Jetzt, gegen 5 Uhr morgens, wenn nur noch die Übriggebliebenen die Straßen bevölkern und scheinbar ohne Ziel und doch hastend durch die Gassen schreiten. Was bleibt von diesem kaputten Abend, dem ohne Zweifel auch noch ein überschlafener Morgen folgen wird?
Dunkel ist es. Fast rabenschwarz. Das Cover gibt die Richtung vor. Weißer Feedback-Noise schleicht sich durch die ersten Takte, ein Nebel, der die sanften Elektronikklicks umfasst. Dazu unbeteiligte Gesänge und Akustikgitarren. Ein Rausch der Einsamkeit und vielleicht auch der Eintönigkeit. Grau in grau. Nur einmal wird es richtig griffig. „Sometimes A City Street“ heißt dieser Titel, der aber auch im Grunde sich nur dahinschleppt bis ihm ein paar Geigen ein wenig Zuversicht zufächern. Erst jetzt bemerkt man, dass das hier eigentlich ein Rockalbum ist. Aber was heißt das schon. Ein paar kreisende E- Gitarren und dann übernimmt auch schon wieder die Akustikfraktion, bis der Pop das große Los zieht. Die bloße Aufregung vermeidend wird weiter musiziert. Einfach weiter. Immer weiter. Mit dem einzigen Antrieb, endlich die inneren Dämonen der Selbstzweifel zu besiegen; aber das scheint aussichtlos. Denn auch der Alkohol hat sich auf die falsche Seite geschlagen. Aber irgendwie fühlt sich derlei Gefühlsduseligkeit und klamme Tristesse auch nicht falsch an. Weiße Fahnen werden geschwungen und ernten doch nur weitere Fratzen auf den urbanen Glasfassaden. Es ist ein Kampf, den es nicht zu gewinnen gilt. Mit dieser Einsicht im Kopf, mit The Drug Models Love, ist das Morgengrauen nicht mehr fern, das „Last First Light“.
Label: Trap
Referenzen: Electric President, Kashmir, Postal Service, My Bloody Valentine, Her Space Holiday
VÖ: 24.08.2009 (US)