N.A.M.B.BMAN
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Referenzen:
Nine Inch Nails, TV On The Radio, Telepathe, Saul Williams, Gang Gang Dance
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Autor: |
Pascal Weiß |
Na hoppla, Turin? Ist das nicht die Stadt, die in Sachen Musik (oder sollen wir es, um diversen, nur allzu nachvollziehbaren Einwänden schon im Vorhinein ein Schnippchen zu schlagen, lieber Geklimper nennen?) nach Gigi D´Agostinos wirklich beeindruckenden Hipness-Faktor Ende der 90er ein wenig an Bedeutung verloren hat? Kurzfristig droht dem Promozettel samt CD schon der reichlich unsanfte Flug in den großen, blauen Müllsack zwei Meter weiter; es warten schließlich noch eine Reihe weiterer Platten. „Und überhaupt, Italo-Disco, pah!“ Aber halt, die Hülle könnte man ja noch gebrauchen…Kurzzeitig nagt es, das gute Gewissen. OK, aus Fairness gegenüber der Promoterin riskieren wir doch ein Ohr.
Jaja, dieses Schemadenken, schrecklich. Allein der fast achtminütige Opener genügt, um einen wieder des offensichtlich stark ausgeprägten Dilettantismus zu überführen, denn der italienische Vierer von N.A.M.B. klingt als hätte sich Trent Reznor bei TV On The Radio eingeschlichen – von wegen Italo-Disco. In knapp 70 Minuten zerpflückt der Industrial-Psychedelic-Soul-Rock ihres Zweitwerks „BMAN“ – das sonnengebräunte „Musichetta In Pausa Sigaretta“ mal ausgenommen – zahlreiche, meist düstere Orte und Landschaften und kommt für den Fall eines VÖs in den Staaten wohl auch um den schicken „Parental Advisory“-Aufkleber nicht herum.
Inhaltlich geht es um den Roboter „BMAN“, der sich in 18 Songs auf die teils schmerzhafte Suche nach der eigenen Persönlichkeit begibt. Dabei durchläuft er verschiedene emotionale Zustände und pendelt zwischen kurzfristigen, trügerischen „Lalalas“ („Serrato“), hypnotisierender Unentschlossenheit („FWR“) und unkontrollierten Wutanfällen („Into The Mud“), deren pulsierende Energie in verzerrten „Fuck you“-Attacken das Weite sucht („Fools Are Right“).
Es ist der vierköpfigen Truppe zu jeder Zeit anzumerken, dass sie sich ähnlich wie ihr Hauptcharakter auf „BMAN“ noch auf intensiver Suche nach der eigenen Identität befindet, zu häufig schimmert immer wieder die nur allzu deutliche Anlehnung an die Nine Inch Nails durch; allein der Beginn von „Radiorace“ spricht da Bände. Auch das obligatorische „Hurt“ (als „Blue Sky“ getarnt) zum Abschluss war nicht unbedingt nötig. Dafür ist der Band wiederum durchaus hoch anzurechnen, dass sie beinahe komplett darauf verzichtet, den Hörer mit einem fortwährend gleichen Songaufbau oder dem typischen Strophe-Refrain-Schema einzulullen und den Albumkontext trotzt der Diversität der einzelnen Songs zu keinem Zeitpunk aus den Augen verliert. Der Kreativität scheint dabei keine Grenzen gesetzt, kommt das Album doch mal eben mit knapp 100-seitigem Booklet in die Regale. Von einigen kleinen Unannehmlichkeiten abgesehen also ganz schön dufte, diese Turiner.
Label: Monotreme
Referenzen: Nine Inch Nails, TV On The Radio, Telepathe, Saul Williams, Gang Gang Dance
VÖ: 18.09.2009
Schick, und vor allem Italien! Die wollte ich mir als nächstes Land mal vorknöpfen, mal sehen, was sich da an Schätzchen noch so verbirgt…
:)