Bei aller Diskotauglichkeit legten Simian Mobile Disco auf ihrem Debüt nach der Wiedergeburt (remember: früher waren sie in bunt schillernder Manier bloß als Simian in Sachen Qualitätspop unterwegs, bevor die Liebe zum DJ-ing einen Bruch erforderte) auch wert auf Übersichtlichkeit: Kurze Songs, fast schnörkellos und immer mit der feinen Unterkühlung ausgestattet, die die metallischen Beats hinterließen. Statt dem Strom der damals sehr angesagten, bratzenden Auf-die-Zwölf-Elektroniker zu folgen (wir reden hier nämlich eher von Indie-Musik als von strikt dem Club verschriebenem House), schafften sie erfolgreich den Spagat zwischen Aktualität, Historie und Zeitlosigkeit. Zu „Attack Decay Sustain Release“ konnte man entsprechend durchaus wild feiern, was mit „Temporary Pleasure“ ohne Frage auch hervorragend möglich ist.

Die Härte der Konsequenz wurde etwas nivelliert, der sture Puls der Tracks ist dennoch treibend. Neu sind die vielen Vocal-Kooperationen – so dürfen Gossip-Frontfrau Beth Ditto ebenso wie der Yeasayer-Frontsänger und sogar Alexis Taylor von Hot Chip ihre Gesangs-Toppings über die Tracks kleckern. In diesen Fällen funktioniert das prächtig, wobei besonders im Falle „Bad Blood“ (mit Alexis Taylor) die Antizipation einer Übernahme gleichkommt: Auf der nächsten Hot Chip-Platte wäre dieser Song nicht weiter aufgefallen. Und gerade hier wird auch die Grenze der Beliebigkeit überschritten, die kaum weiter stört, weil jeder zweite Track ein cleverer Smashhit ist.

Die erste Single „Audacity Of Huge“ bereitet mit klirrender Eingängigkeit und Nonsense-Texten die Disconacht vor und eröffnet den Reigen der stilistischen Abwechslung, der sich als Ideenfeuerwerk aber nicht selbst im Weg steht. „Temporary Pleasure“, das ist schließlich Häppchenmusik für die Generation der Seitenscheitelträger, die nach dem Waverock-Revival in elektronische Gefilde vorstößt – hierfür benötigt man nur kurzzeitige Aufmerksamkeit und wenig Entschlüsselungsleistung.

Dass Simian Mobile Disco dabei nur ab und zu in Sphären der Relevanz vorstoßen, verwundert kaum: Überraschenderweise steht Simian Mobile Disco die Poporientierung oft besser als die Bemühung, konsequentere DJ-Tracks zu entwerfen – „Ambulance“ pumpt beispielsweise nur mit dezenter Strahlkraft als aufgemotzter Housetrack noch einmal zum Ende hin nach, ohne sich mit dem Ausblick auf eine hedonistische Post-Sonnenaufgangsfeierei zu verabschieden: „Pinball“ zieht letztlich noch ein weiteres Mal die Reißleine der Harmlosigkeit und möchte dabei doch gern die tropisch/bedrohliche Schichtungstiefe einer Fever Ray erreichen. Mit diesem säuselnden Singsang schließt eine zerrissene Platte, deren strahlendste Discokugeln kurzzeitig im Popmodus erstaunlich gute Laune verbreiten, aber das haben die cleveren Füchse von Simian Mobile Disco ja auch bereits direkt drübergeschrieben…

60

Label: Wichita

Referenzen: Juan McLean, Fithy Dukes, LCD Soundsystem, Human League, Modeselektor, Tiga

Links: Homepage, myspace

VÖ: 14.08.2009

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