<b>Zwischenstopp:</b> Auto-Tune (Death Of Auto-Tune)

autotuneKeep It Goin‘ Louder“ – wahrscheinlich bepissen sich Diplo und Switch immer noch jedes Mal, wenn sie ihren Titel erneut hören. Unter dem Alias Major Lazer haben sie ein Dancehall-Album aufgenommen, das mit Pop, Crunk, HipHop und Worldbeats auch noch diverse weitere Einflüsse bereithält. „Girl I wanna party with you“, heißt es da – und das darf getrost als Schlüsselzeile verstanden werden. „Keep It Goin‘ Louder“ ist ein überzogener, völlig hassenswerter Tophit. Da steckt alles drin, was man eigentlich aus tiefstem Herzen ablehnt: dänemarkflache Texte, formelhafte Beats, Eurodisco-Finale und Selbstfeierei. Es muss immensen Spaß gemacht haben, dieses Album aufzunehmen.

Zum Seismograph dieser positiven Schwingungen gerät dieses Jahr der Auto-Tune-Effekt. Ein Programm, das auch bei Major Lazers Debüt „Guns Don’t Kill People…Lazers Do“ exzessiv benutzt wurde. Tonhöhen werden korrigiert und hinterlassen je nach Einstellung ein roboterartiges Vibrato oder gepitchte Vocals, die computerisiert und nicht mehr natürlich wirken. Seit Chers „Believe“ im Jahr 1998 geriet zwar das Programm nicht in Vergessenheit, aber die ganz offensichtlichen Einsätze der Software, die dem Konsumenten erst wieder mit Kanye Wests aktuellem Album begegnen sollten, der diesen Effekt für sich vereinnahmte: 100% Auto-Tune und stolz darauf.

Die Strahlkraft eines Kanye West ist immens, besonders auch auf die amerikanische Indie-Szene, die diese Vorlage nutzte, um auch eigene Experimente anzustellen. Ein halbes Jahr nach Veröffentlichung von“808s & Heartbreak“ ist auffällig, dass gerade in den Nebenprojekten wie Discovery (von Vampire Weekend und RaRaRiot-Mitgliedern) oder eben Major Lazer der neugewonnene Freiraum mit den Klängen der Jetztzeit (Elektro, Pop, 80s – und eben Auto-Tune) aufgefüllt wird. Auto-Tune hat sich inzwischen verselbstständigt – vielleicht auch, weil die futuristische Farbigkeit des Effekts so stimmig mit der aktuellen, sehr auffälligen Mode harmoniert. Zurückhaltung und Subtilität ist eben nicht das Credo der Stunde.

Nur: Die Grelligkeit von Auto-Tune hat etwas Momenthaftes und sehr Punktuelles. Nur über einen ganz kurzen Zeitraum ist dieser Effekt erträglich, bevor die Stimmung mit der Stimmlage kippt und zu einem absoluten No-Go avanciert. Kanye West weiß natürlich um diesen Umstand und nutzt als Co-Produzent Jay-Z als Sprachrohr. Er proklamiert den „D.O.A.“: Den „Death Of Auto-Tune“. Und wo so offenkundig Metakommunikation über Trends und Trendsetting betrieben wird, in denen man selbst gerade involviert ist, bleiben die Spötter nicht lange still. Der Rapper Kano kommentiert das Treiben mit einem zwinkendern „D.O.E.“ – „Death Of Everything“ und liefert gleich wieder selbst ein herrliches Beispiel für die Verknüpftheit von Szenen und Künstlern. Musik findet in Kontexten statt – und diese Entwicklungen nachvollziehen zu können, ist gleichermaßen faszinierend wie spannend.

Major Lazer – „Guns Don’t Kill People…Lazers Do“ / Discovery – „LP“ / Kanye West – „808s & Heartbreak“ sind bereits erschienen. Jay-Z – „The Blueprint³“ erscheint am 11.09.2009.

Link: Wikipedia-Artikel „Auto-Tune“

Ein Kommentar zu “Zwischenstopp: Auto-Tune (Death Of Auto-Tune)”

  1. […] Sänger von Major Lazer trat er in Erscheinung und gibt sich dort exaltierter als auf seinem eigenem Werk, was den Songs […]

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