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Referenzen:
Shellac, The Texas Chainsaw Massacre, Cursive, Takashi Miike's Audition, Xiu Xiu, John Carpenter's Halloween, 31 Knots
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Autor: |
Bastian Heider |
Ob das wohl die Wirtschaftskrise ist? Als wolle man dem vorherrschenden, extrem frühsommerlichen Klima in Deutschland etwas entgegensetzen, gestaltet sich die musikalische Veröffentlichungsflut derzeit extrem düster und hoffnungslos und gibt allerlei Anlass, auch bei 25°C und strahlendem Sonnenschein seinen dunklen Keller nicht zu verlassen. Wer also nach Sophias in Schwermut badender Eigentherapie und Crippled Black Phoenix apokalyptischen Rock-Epen immer noch nicht genug hat, dem bieten The Paper Chase jetzt die Möglichkeit zur finalen Selbstzerfleischung. „No one’s gonna save you“, die Männer in den weißen Kitteln warten schon.
Die Songs von „Someday This Could All Be Yours“, dessen zweiter Teil vielleicht noch Ende dieses Jahres erscheinen soll, sind allesamt nach Naturkatastrophen benannt, ein Konzept und eine Geste, der es eigentlich gar nicht benötigt hätte, um klarzumachen wie The Paper Chase ticken. So lassen sich doch, wie schon beim Vorgängeralbum „Now You’re One Of Us“, allein aufgrund des Titels Gedanken an jene traumatischen Erlebnisse typisch provinzieller Adoleszenz herbeiassoziieren, die es jedem aufrechten Teenager kalt den Rücken herunterlaufen lassen. Auch musikalisch wird hier der Weg der vorrangegangen Alben ziemlich konsequent weiterverfolgt, mit dem kleinen Unterschied, dass die bewährte Schlachthausatmosphäre diesmal noch mehr denn je in schmissige Melodien und hymnische Refrains verpackt wird, sodass die Tür zum Pop endgültig sperrangelweit offen steht. Ein großer Schritt, zu dem man der Band nur gratulieren kann, denn dort, wo ihre Slasherfilmszenarien früher manchmal noch etwas zu viel forderten und daher eher ein Nischendasein fristen mussten, greift „Someday This Could All Be Yours“ jetzt endgültig nach Höherem. Schon der Opener „If Nobody Moves Nobody Get Hurt (The Extinction)“ mündet in ganz großem Kino und finalen Paukenschlägen. Ein Muster, das sich bewährt und fast jeden dieser zehn Songs zumindest in einer dunklen Parallelwelt zum echten Hit werden ließe.
Wer jetzt Angst bekommen hat und vor dem geistigen Auge schon den neuen Supportact von My Chemical Romance befürchtet, kann allerdings auch beruhigt werden, denn der Sarkasmus und die Hinterlistigkeit, die die Band schon immer auszeichneten, sind natürlich auch hier ungebrochen und fühlen sich bisweilen immer noch an wie eine Operation am offenen Herzen ohne Betäubung. Die Produktion ist roh und scharfkantig, wie es neben Steve Albini eben nur Cheffolterknecht und Bandleader John Congleton selbst hinbekommt. Gitarren, Klavier und Schlagzeug stöhnen, ächzen, hämmern und sägen, dass eigentlich nichts mehr an ihren ursprünglichen Klang erinnern sollte und die Samples und Telefongeräusche, die den Songs hier ihren Rahmen geben, wirken als stammten sie direkt aus geheimen C.I.A.-Verliesen. Dazu hetzt Congleton in verzweifelter Isaac Brock-Manier durch Titel wie „This Is A Rape (The Flood)“ oder “We Have Ways To Make You Talk (The Human Condition)”, baut Melodien auf, nur um sie anschließend in grausamer Stakkato-Manier wieder zu zerstören. Die zugehörigen Texte hingegen wimmeln nur so vor zynischen Verweisen, „I’m enjoying a bloodbath with or without you“ heißt es im zweiten, den alten U2-Schlager herrlich verunstaltenden Titel und wenn in „The Small Of Your Back The Nape Of Your Neck (The Blizzard)“ schließlich ein drastisches „He’s got the whole world in his hands“ angestimmt wird, erreicht all die schwarzhumorige Bösartigkeit dieses Albums endgültig ihren Höhepunkt. Wer hat eigentlich gesagt, dass Musik immer schön sein muss?
Label: Southern (Soulfood)
Referenzen: Shellac, The Texas Chainsaw Massacre, Cursive, Takashi Miike’s Audition, Xiu Xiu, John Carpenter’s Halloween, 31 Knots
VÖ: 15.05.2009
was ist denn das für ein langweiliger kram? öde bis zum horizont. und sowas bekommt hier 8 punkte…
wie du vielleicht sehen kannst sogar fast 9.
Irgendwann bin ich dann auch auf den Trichter gekommen. Beeindruckendes Werk.
[…] Rezension, MySpace […]
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