midnightDer ein oder andere, dem 1998 auch (das erste Mal) das Herz gebrochen wurde, wird sich vielleicht erinnern: Midnight Choir ließen mit ihrem düster melancholischen Karriere- Höhepunkt „Amsterdam Stranded“ nicht nur die Weichspüler unter uns wanken, sondern konnten einen beinahe um die Ecke bringen. Nahezu jeder, der nach dem langsam absterbenden Hoffen in einer Beziehung und den damit verbundenen immer wiederkehrenden Nackenschlägen noch nicht vollkommen emotional abgestumpft mit regungslosem Körper auf dem Boden lag, fühlte sich angesprochen. Es gibt eben Stücke, die von Beginn an berühren. Der Titelsong dieses Werks ist so ein Beispiel („Harbor Hope“, „October 8“ oder „Finest Hour“ dürften aber genauso stellvertretend für das gesamte Album stehen) und hat auch nach knapp elf Jahren nicht einen Hauch an Wirkungskraft eingebüßt.

Klasse kann sich dem Rad der Zeit eben entziehen, in manchen Fällen, so scheint es, trotz größerem Radius sogar an Umdrehungen zulegen. Da kommt es doch mehr als gelegen, dass dieses zerbrechliche Stück norwegischer Musikgeschichte nun in Form einer Deluxe Edition via Glitterhouse in völlig neuem Gewand abermals erschienen ist; im schick aufgemachten Doppel-CD/LP-Package mit exklusiven Liner Notes von Produzent Chris Eckman (The Walkabouts) und zehn bisher unveröffentlichten zusätzlichen Aufnahmen wird dem Werk jetzt endlich gebührend Respekt gezollt. Vor dem Hintergrund, dass sich auch diese (Band-) Beziehung einige Jahre später dem Ende zuneigen sollte, bleibt zudem genügend Spielraum, gewisse Teile des Albums heute aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten: „But one of these days / I will be leavin‘ / Got leavin‘ on my mind / Gonna leave it all behind / That’s for certain / Tired of wastin‘ time / Chasing this high / Oh, sweet burden / How did we end up like that?“. Die nächste Beziehungskrise kommt bestimmt.

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