Review: Sophia – There Are No Goodbyes
Mit erstaunlicher Zuverlässigkeit ist es Robin Proper-Sheppard in den vergangenen Jahren gelungen, regelmäßig sehr beständige Alben zu veröffentlichen. Dabei nahmen die letzten beiden, „People Are Like Seasons“ und „Technology Won’t Save Us“ in etwa die Rolle der Nummer 6 beim Fußball ein. Solide, aber unscheinbare und etwas glanzlose Abräumer, die so gut wie nie zum Spieler des Spiels gewählt werden. Es fehlte der letzte Punch, um an die beiden ersten Versuche anzuknüpfen, die er unter dem Namen Sophia unternahm.
Nun also „There Are No Goodbyes“, ein Album, das den Ankündigungen vom angeblich dunkelsten Album der Sophia- Geschichte auf den ersten Blick so gar nicht standhält. Beschwingte Gitarren, Wohlfühlatmosphäre und irritierend glatte Songstrukturen – musikalisch ist der Einstieg definitiv der sommerlichste, der jemals auf einer Veröffentlichung von Sophia zu bestaunen gewesen ist. Doch so sehr die erste Albumhälfte diesen Sommer einer Beziehung widerspiegelt, so sehr setzt sich die zweite Hälfte schon auf dieser Ebene mit dem schleichenden Niedergang auseinander. Gedämpft, bis auf die Knochen reduziert und skizzenhaft liefert sie einen beunruhigenden Soundtrack zur letzten Phase mit der großen Liebe, die im brillanten „Portugal“ (Robin Proper-Sheppards bester Song seit „Within Without“ und einer der fünf besten, die er jemals geschrieben hat) ihr trauriges Ende findet.
Während „There Are No Goodbyes“ musikalisch also gleichsam zweigeteilt ist, zählen die Texte tatsächlich durchgängig zu den intensivsten und introvertiertesten in Robin Proper-Sheppards langer Karriere als Musiker. Eine gescheiterte Beziehung zu verarbeiten ist für viele eine Mammutaufgabe, treibt um und bringt trotz stundenlangen Reflektierens am Ende allzu oft doch keine hilfreiche Erkenntnis. Die Gedanken aufzuschreiben und auf diesem Weg andere an seiner miserablen Situation teilhaben zu lassen, hat sich in so einer Situation als heilsam erwiesen. Enttäuschte Hoffnung auf einen Neuanfang („Only Dreaming“, „Signs“), das Gefühl loslassen zu wollen, es aber nicht zu können („Obvious“) und Selbstzweifel („Leaving“) kanalisiert Robin Proper-Sheppards so schmerzhaft, dass man einfach nur ein tränengetränktes „Ja!“ herausschreien möchte. Nie ist eine eigentlich verdammt simple Feststellung wie“I thought I Knew Heartache/ And I thought I Knew Heartbreak/ But I’ve Never Known Anything Like This Before“ glaubwürdiger vorgetragen worden als in „Heartache“, selten haben Gedanken zum Thema mehr Resignation ausgestrahlt.
Trotz all seiner Wärme und anfänglich konventionellen Pop- Appeals ist „There Are No Goodbyes“ auch ein Protokoll des Scheiterns. Und so unterliegt es einer gewissen Logik, dass Robin Proper-Sheppard in „Portugal“ mit der selbsttäuschenden Erkenntnis „It’s Never Too Late To Change“ schließt. Es wäre zu schön, um wahr zu sein.
7.3 / 10
Label: City Slang/ Universal
Spieldauer: 43:53
Referenzen: Savoy Grand, I Am Kloot, Songs: Ohia, Neil Young, M. Ward, Smog, Idaho
VÖ: 24.04.2009
Absolut toll geschrieben, Felix. Man wird das Gefühl einfach nicht los, Du weißt wovon er spricht;)
„fixed water“ ist noch immer die traurigste platte der welt. sollte ich mal testen, das hier.