Review: Super Furry Animals – Dark Days / Light Years
Willkommen im Alltag
Spinner haben derzeit Konjunktur. Spätestens der schier unglaubliche Erfolg von Animal Collective sorgte dafür, dass gerade so vieles, was irgendwie seltsam, verrückt, verschwurbelt oder einfach anders klingt, einer großen Karriere im Musikgeschäft zumindest näher gerückt ist, als man es vorher je für möglich hielt. Schon seit jeher mit amtlichem Sockenschuss unterwegs sind die Super Furry Animals. Auf mittlerweile zehn Studioalben rühren die Waliser anscheinend ohne Ermüdungserscheinungen immer wieder aufs Neue ein wildes psychedelisches Potpourri aus grenzdebilen bis grenzgenialen Einfällen zusammen, als wäre Syd Barrett nie verschwunden und auf ewig 1967.
Das Erste also, was es über „Dark Days / Light Years“ zu sagen gibt, ist, dass es ein typisches Super Furry Animals-Album geworden ist. Will meinen, hier ist wieder einmal so gut wie alles drin: Gleich das Eröffnungsstück „Crazy Naked Girls“ balanciert seinem Namen entsprechend gekonnt zwischen Prince und Stoner-Rock, das Schlagzeug in „Inaugural Trams“ krautrockt ordentlich vor sich hin und um dieses Bild zu komplettieren darf dann auch noch Franz Ferdinands Nick McCarthy in bester Trio-Manier den „1-2-3-Haltestelle-Deutschen“ geben. Desweiteren finden sich hier Songtitel wie „The Very Best Of Neil Diamond“ und „White Socks / Flip Flops“, die sogar darüber hinwegtäuschen können, dass die dazugehörigen Lieder dann doch eher in die Kategorie „Verzichtbar“ einzuordnen sind. Mit „Lliwiau Llachar“ darf natürlich auch der obligatorische Song auf walisisch nicht fehlen.
So weit, so ungemein unterhaltsam. Alles beim Alten im Reich der Pelztierchen möchte man also denken. Doch bei allem Spaß, den diese kunterbunte Kiosktüte bisweilen immer noch machen kann, wird man hier, wie auch bei ähnlich postmodern gelagerten Phänomenen der 90er Jahre (beispielsweise Beck oder die Dandy Warhols), nie ganz das Gefühl los, dass diese Art des Musikmachens ihren Zenit schon seit geraumer Zeit überschritten hat. Die fixe Idee, 50 Jahre Popgeschichte in einem einzigen Album zu verpacken ist bei den Super Furry Animals irgendwann zur bloßen Routine verkommen, das Interesse, das man ihnen entgegenbringen mag, von Album zu Album gesunken. Für ein paar verpeilte Nachmittage dürfte auch „Dark Days / Light Years“ noch genügen, an der Spinnerfront aber haben mittlerweile andere das Sagen übernommen.
6.3 / 10
Label: Rough Trade / Beggars / Indigo
Referenzen: The Beta Band, The Dandy Warhols, Blur, The Flaming Lips, Pink Floyd, The Beatles, Can, Neu!, Parliament, Funkadelic, Prince
VÖ: 24.04.2009