Review: Bronnt Industries Kapital – Hard For Justice
Das Label „Get Physical“ wird in erster Linie mit einem vielfältigen, aber trotzdem auf den Dancefloor geschmiedeten Clubsound assoziiert. Dass sie auch anders können, beweisen sie bereits mit den Releases von Raz Ohara & The Odd Orchestra. Nun gliedert sich ein weiterer Künstler in das Kollektiv ein, der die Position des Labels außerhalb der Club-Szene mit Sicherheit stärken wird: Guy Bartell, Produzent und Alleskönner aus Bristol, mit genauso abseitigen wie interessanten musikalischen Vorlieben, die nun auf seinem dritten Album „Hard For Justice“ vereint werden.
Multiinstrumentalist Bartell schmeckt seine Ingredienzen scheinbar ab wie ein 5-Sterne Koch. Nichts ist hier überwürzt, dominantere Zutaten wie der frühe Krautrock oder Funk werden in handerlesenen Prisen hinzugefügt und gliedern sich geschickt in das elektronische Klangbild ein. Der Sound changiert schwindelerregend zwischen No- und New Wave und steckt dabei noch locker Referenzen an Videospiel- und B-Movie Vertonungen in die Tasche. Auf der Single „Objects & Purpose“ wird die kühle Elegie des Post-Punks durch eine treibende, organische Bassline aufgewärmt und in einen catchy 8-Bit Sound konvertiert – ein Konzept, das sich geradezu anbietet, geremixed zu werden. So nahmen sich die Labelchefs, M.A.N.D.Y. und Booka Shade der Sache selbst an und zauberten zwei tanzbare Versionen des Stückes. Auf „European Male“ zollt Bartell dem Synth- Avantgardisten Giorgio Moroder und seinem Stück „Tears“ Tribut und fährt dabei noch ein episches Bläser-Arrangement auf. Am Ende wird der 80er Arcade-Sound dann nochmal mit Drone/Noise Elementen zu einem bedrohlichen Score-Sound kombiniert, der einen mit dem Gefühl entlässt, direkt von vorne anfangen zu wollen, um alle Details dieses Albums fassen zu können.
Ein Werk, das trotz allerlei Retro-Schnickschnack zu jedem Zeitpunkt frisch klingt und fernab von Copy-Paste Praktiken einen ganz eigenen Weg einschlägt. Wer sich ein wenig Zeit für diesen eingängigen wie obskuren Exkurs nimmt, wird reichlich belohnt. Jetzt fehlt nur noch der Film zu diesem Soundtrack. Mein Vorschlag für die Regie: Dario Argento, Alejandro Jodorowsky und George A. Romero.
8.0 / 10
Label:Get Physical
Spieldauer: 38:15
Referenzen:Human League, Giorgio Moroder, John Carpenter, A Certain Ratio
VÖ: 03.04.2009
das hör ich mir mal an. hast ja nen ganz schönen output momentan.
Ein geiles Cover ist das!