Blitze, Wald und eine Hüpfburg. In den wenigsten Fällen dürfte ein Musikvideo so gut die Stimmung eines ganzen Albums eingefangen haben wie im Fall von „Black-Hearted Love“. PJ Harvey in schwarzem Kleid, plötzlicher Regen und eine anhaltende Atmosphäre zwischen Bedrohung und Kinderspaß. Allerdings ist im Clip nur Harvey zu sehen, doch wer ist der Abwesende John Parish? Der hatte seine Finger schon bei diversen Veröffentlichungen im Spiel, u.a. bei Goldfrapp, Eels, M.Ward und Sparklehorse, zudem produzierte er das kleine Meisterwerk von Giant Sand „Chore of Enchantment“. Nach der Zusammenarbeit mit PJ Harvey für„Dance Hall Live At Louse Point“ 1996 hatteParish auch schon das 2007 veröffentlichte Werk „White Chalk“ von Harvey mitproduziert; auf dieser Scheibe übernimmt er nun weitaus mehr Verantwortung und zeigt sich federführend für die gesamte Musik, während sich Harvey auf die Texte und das Singen konzentriert. Gab sie doch schon in Interviews zu, dass sie eine Songschreiberin sei und keine Musikerin, stellt sie das hier mehr als einmal unter Beweis. Nach dem wunderbaren Abgesang auf Kalifornien startet „The Chair“ mit verstörenden Drums und entwickelt sich zu einem mitreißenden Strudel. Tod durch Ertrinken, wie es schon dem Text zu „Down By The Water“ zu entnehmen war.
Auch wenn die Musik es manchmal nur bedingt widerspiegelt, liegen in den Texten dunkle Abgründe („The Crow Knows Where All The Little Children Go“). Gerade der Titeltrack grummelt und stöhnt sich bis zu seinem Wendepunkt. Die Aggression entlädt sich im Absurden. Ein bisschen wird noch rumgealbert, bevor der Ernst weitergeht. „April“ beginnt mit Orgel und schnurrendem Gesang, bevor Harveys Stimme langsam ins melodramatische Finale einfährt. „I don’t know what silence means/It could mean anything”. Schwangere Stille gibt es hier nur zwischen den Songs, die sich allesamt im Gehörgang festkrallen. Selbst das abstoßende „Pig Will Not“ erweist sich als solcher und noch Stunden später stöhnt es „I Will Not“ im Mittelohr. Wie überhaupt in einem Song so leidenschaftlich gebellt werden kann ohne ins Lachen auszubrechen bleibt für immer Harveys Geheimnis. In „Passionless, Pointless“ entwickelt sich durch die sanfte Gitarre in Kombination mit den Lyrics das Gefühl, dass hier zwei Musiker so gar nicht passionless miteinander harmonieren. Auch wenn es diesmal eine düstere Liebe ist: This is love.
8.3 / 10
Label: Island/Universal
Spieldauer: 38:07
Referenzen: Rose Kemp, Patti Smith, The Breeders
VÖ: 30.03.09
Links: PJ Harveys Website, Parish‘ Website, Myspace