agfSym|p|tom,das; -s, -e {griech.} (Anzeichen; Merkmal; Krankheitszeichen). Sasu Ripatti und seine Lebensgefährtin Antye Greise-Fuchs wagen mit ihrem zweiten Album eine Diagnose zur gesellschaftlichen Lage. Dass diese nicht gerade positiv ausfällt, lässt sich bereits am Albumtitel erahnen – denn wo Symptome sind, ist auch eine Krankheit. Der soziologische Terminus wird dabei durch abstrakt, filigrane Pop-Musik ersetzt, dessen bröckelige Texturen scheinbar das Spiegelbild der artikulierten Indisposition sind. 

Shuffleartige Störgeräusch-Sequenzen und trockene Maschinengrooves als Synonym für die Unterwerfung des Subjektes und den damit einhergehenden Leiden? Vladislav Delay ist Spezialist für derartige Klangmetaphern. So erweist sich der, vielleicht erst einmal naiv anmutende, Ansatz in seiner Umsetzung als äußerst wirkungsvoll. Greie-Fuchs, stimmlich nahe bei Alison Goldfrapp, zeigt sich dabei überraschend wandelbar. Egal ob eiskalt, distanziert auf „Generic“, geheimnisvoll und mysteriös auf „Most Beautiful“ oder entrückt und melancholisch auf „Connection“ – die Berlinerin bewegt sich stilsicher zwischen den zerklüfteten Elektronika-Fragmenten und lässt dennoch genug Platz zur Entfaltung der abstrakten Klanggebilde. Diese liegen stilistisch irgendwo zwischen Ripattis Arbeiten als Uusitalo und natürlich denen als Vladislav Delay, wobei üppige Klanglandschaften und die 4/4 Bassdrum weitgehend ausbleiben.

Die beiden Kreativköpfe bilden eine überaus konstruktive Liaison, die trotz zahlreich vorhandener Quellen das Selbstzitat meiden und so eine ganz eigene Nuance treffen. Bei einer derart hohen Produktivität trotzdem noch so differenziert zu arbeiten stellt eine beachtliche Leistung dar. Auf Nachschub muss man sicher nicht lange warten.

7.7 / 10

Label: Bpitch Control (Rough Trade)

Spieldauer: 56:13

Referenzen: Uusitalo, Luomo, Autechre, Sutekh, Farben/Jan Jelinek, Goldfrapp

Links: Official Myspace

Vö: 09.03.09

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