appleseedDer Flug des Ikarus

Das ewige Auf und Ab der Appleseed Cast. Schafften sie mit den ersten beiden Alben “The End Of  The Ring Wars“ und “Mare Vitalis“ kleine, schwebende Glanzstücke des 90er Midwest-Emo, folgte mit “Low Level Owl I+II“ ein elegisches Gesamtwerk beinahe dem Post-Rock nahe.

Mit ihren letzten beiden Veröffentlichungen “Two Conversations“ und “Peregrine“ fand das Quartett aus Lawrence wieder zu reduzierten Songstrukturen zurück und bescherte dem treuen Fan erster Tage nicht selten große Popmomente. Trotz einer erstaunlichen Dichte an Songs für zumindest eine kleine Ewigkeit im Leben eines Heranwachsenden fanden leider ebenfalls immer belastende Füllsongs den Weg auf die Tracklist. Auf “Sagarmatha“ kleiden sich The Appleseed Cast erneut in sphärische Gewänder, sagen einer gesunden Kompaktheit ab und vergessen vor lauter Höhenluft ihre Stücke auf den Punkt zu spielen.

“As the little things go“ startet mit gewohnt hohem Delay- und Echo-Pegel auf der Gitarre. Sänger Christopher Crisci erhebt erst nach sechs Minuten Spielzeit das Wort und hält sich bewusst im Hintergrund. Seine Stimme räumt den Klangflächen ihren benötigten Raum ein und versteckt sich fortan unter einer meterdicken Schicht aus Hall. Auch die acht folgenden Stücke verabschieden sich komplett von der einprägsamen Rock-Hymne. In den Vordergrund drängen nun Gitarrenarrangements, die stets Richtung Himmel zielen, doch den Hörer nicht selten über den Bestimmungsort im Unklaren lassen. Da wundert es nicht, dass Crisci und Co. Album Nr. 7 nach der nepalesischen Bezeichnung für den Mount Everest benannten. So enttäuschen “A bright light“, welches außer einem prägnanten Basslauf nicht viel zu sagen hat, oder “The road west“, das acht Minuten vergebens seinen Höhepunkt sucht. Allein der sehnsüchtige Seufzer “The summer before“ klammert sich am klassischen Songaufbau fest, muss sich allerdings unweigerlich Großtaten wie “Innocent Vigilant Ordinary“, “Hanging Marionette“ oder “Forever Longing the golden Sun“ geschlagen geben.

Auch “Raise the sails“ und die unspektakulären Wirrungen eines “Like a Locus“ bescheinigen, dass sich die Band auf ihrem siebten Werk zu hoch hinaus gewagt hat und den Zenit ihres Schaffens überschritten hat. So vergeht “Sagarmatha“ ohne eine große Melodie und erliegt chancenlos der eigens auferlegten Last aus Hall und Bombast.

5.7 / 10

Label: The Militia Group

Spieldauer: 49:43

Referenzen: Moving Mountains, Explosions in the Sky, Elliott, Mineral, The Gloria Record, Mogwai

Links: MySpace, German Fanpage

VÖ: 17. Februar 2009

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