Review: Tor Cesay – Beatz International (2009)
Tor Cesay aus London hat eine große Klappe. Gut, dass Frauen ein größeres Redebedürfnis als Männer haben, dürfte als bestätigt gelten. Dass Frauen aber Mikro schwingen als sei es ein Kajalstick, ist selbst in der Musikwelt noch kein etablierter Standard. Female MCs sind rar.
„Beatz International“ schmückt sich mit einem kosmopolitischen Netzwerk, was sich die Künstlerin aufgebaut hat. Brasilien, USA, Frankreich, Japan, Australien, Neuseeland sind nur einige Stationen, aus denen entweder Beats oder Worte über ihre Songs gekleckert werden. Das klingt dank Tors autobahnbreitem UK-Akzent immer frisch und unbekümmert, auch wenn manche Beats etwas entkoffeiniert klingen und ihr Mindesthaltbarkeitsdatum schon längst überschritten haben. Flattrige Elektronik und juvenile Begeisterung über das eigene Schaffen heben diesen ersten Tastie (das Debütalbum erscheint im Laufe des Jahres; diese CD ist nur als Weckruf gedacht) aber ins Jetzt, so dass „International Beatz“ aktuell klingt – ohne, dass sie die angesagten Einflüsse von Dub, World oder Tropical in ihr Schaffen einfließen lässt.
Dumpfe Bässe bestimmten das Bild, abgehangene Beats und ein durchaus erfrischender Flow, der durch die markante Stimme immer etwas überlagernd wirkt. „The Perch“ mit Flying Lotus-Beat grübelt in der Düsterkammer und ist so gar nicht repräsentativ für das doch eher fröhliche Werk, das keineswegs anklagend Wortepfeiler in den verbrannten Boden rammt. Man merkt, dass diese ersten Gehversuche zwischen DIY und ausgereifter Technik durchaus mit viel Spaß entstanden sind. Textlich drehen sich die meisten Tracks rund um Personality – und das darf auch gerne die eigene sein. Die Nase bleibt dabei trotzdem noch auf sichtbarer Höhe, schließlich geht es hier nicht um Pimps, BlingBling und dicke Autos. Erst recht, da der Untergrund Tor Cesay wohl noch ein Weilchen behalten dürfte. Bei „Wrong Way To Great Ocean Road“ kehrt Tor sogar zur Akustikklampfe die sensible Seite nach außen, dass Mike Skinner verschreckt aufblickt. Weil er diesen Song auch gerne geschrieben hätte. Und vielleicht auch, weil man über die Distanz die weiblichen Seiten fast vergessen hat. Mit dem pulsierenden Überhit „Going Home“ schließt das Werk, dem noch fünf weitere Tracks angetackert wurden, so dass schlussendlich die stolze Wucht der „21“ auf der Songanzeige blinkt. Trotz Überlänge darf man das hier getrost abnicken.
7.0 / 10
Label: Pinch Of Salt
Spielzeit: 74:13
Referenzen: The Streets, Lady Destiny, Roots Manuva, Flying Lotus, Kano, Dizzee Rascal
Links: MySpace, Pinch Of Salt
VÖ: 30.01.2009
Hi Markus, nur um mal einen der weltgrößten Irrtümer über Männer und Frauen mal richtig zu stellen: Männer reden viel, viel, viel, viel mehr als Frauen! ;)
Review macht neugierig, bei der Dame mal reinzuhören!