Schönheiten aus dem Inland: Vol. 02 – Black Rust
Nur genau ein Mal zeigte sich die Dortmunder Musikszene auf der Höhe der Zeit: 1989. Der Aufstieg Dortmunds zu Graffiti-Hauptstadt Deutschlands manifestiert sich an den Wänden. Bunt und aggressiv werden Tags gesetzt, Pieces gekonnt inszeniert und ganze Bahnlinien der Writing-Kultur unterworfen. „Rabenschwarze Nacht“, Too Strongs Debüt-EP, war in dieser Zeit der Soundtrack für alle Sprayer – düster und überlegen, das musikalische Pendant zum Ausdruck aus dem Cap der Lackdose.
Danach folgten Bemühungen. Rockbands in anachronistischem Gewand, die alten Zeiten nachhingen und oftmals beschämend unaktuell klangen. NuMetal und Riffrock, der sich mit der Schmiere an alten Stammtischen vermischte und Traditionen einforderte und übersah, dass selbst in der westfälischen Großstadt Zeiten des Umbruchs herrschten.
Was Black Rust von all den Bands unterscheidet: Sie wollen erst gar nicht cool und neu und angesagt klingen. Sie hüllen ihre Songs in staubige Ambienten, klingen elegant und zeitlos zugleich. Die große Vinylaffinität mit Brennpunkt "60er Jahre" hört man auch auf ihrem Debütalbum "Medicine & Metaphors" heraus. Drake, Young, Dylan. Klassisches Songwriting, das ruhig und gelassen daherkommt und sich deshalb nicht hinter eine Breitwand Gitarren und Effektgeräten versteckt. Akustisch und unplugged sind viele Songs in schweren Brokatsesseln eingespielt, mit Kontrabass, Geige, Piano und Westerngitarre. Gedimmtes Licht und die nötige Portion Melancholie, die Beständigkeit und Verlässlichkeit suggeriert, sind dabei genau so wichtig wie ein internationales Flair.
Den Americana-Einschlag haben sich die jungen Burschen von Robin Proper-Sheppard (Sophia) implementieren lassen, dessen Londoner Studio zur Aufnahme angemietet wurde. Es hätte aber auch das Studio von Lambchop, Ryan Adams oder Calexico sein können. Im Wissen: Die erste Platte ist die nachhaltigste des ganzen Lebens. Ob das die ersten Anzeichen einer neuen Qualitätskultur in Dortmund sind, mag die Zukunft zeigen. Das Hier und Jetzt klingt aber schon einmal wunderbar wertig.
Album: Medicine & Metaphors (VÖ 30.01.2009)
myspace : Black Rust
Livedaten :
31.01.2009 | Dortmund, Bakuda
19.02.2009 | Dortmund , Subrosa (unplugged)
11.03.2009 | Herzebrock-Clarholz , Muck
12.03.2009 | Oberhausen, Druckluft
14.03.2009 | Zweibrücken, Gasthaus Sutter
16.03.2009 | Dülmen, Gekko
17.03.2009 | Hannover, Fire
18.03.2009 | Hamburg, Fundbureau
19.03.2009 | Berlin, Wild at Heart
17.04.2009 | Wetzlar, Franzis
23.04.2009 | Köln, Blue Shell
(wird fortgesetzt)
oh, die hab ich mal live als vorband gesehen. war ganz nett für eine deutsche band, ja.
„für eine deutsche band“ ;)
die band klingt sehr erwachsen und ich finde die myspace-sachen schon echt nicht schlecht. egal ob deutsche band oder international gesehen. keine aufreger, aber doch sehr anders als was man sonst so aus deutschland kennt.
Wird Zeit mal mit diesem „für eine deutsche Band“ aufzuräumen. Muss ich aber auch mal bei mir durchsetzen dann ;-)
„Für eine Dortmunder Band“ gilt noch ein wenig länger, trotz dieser feinen Ausnahme.
es kam so spontan aus dem bauch. mal wieder ein beweis für den schlechten ruf der deutschen musikszene(bei mir). natürlich muss man das etwas realtivieren. die beste deutsche liveband, die ich kenne bleibt wohl noch voltaire. oh, das neue album :(