Special: Island in 10 Alben (Teil 1)
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Autor: |
Markus Wiludda |
Musikalische Früherziehung ist ein kultureller Brauch in Island. In jedem Haushalt steht ein Klavier im Wohnzimmer oder zumindest eine Gitarre, die irgendwann die Neugier eines Jeden weckt. Auch wer keine Grundveranlagung zur Kreativität hat, kann zumindest ein paar Songs nachspielen oder sich als Background-Chor auf den Platten seiner Freunde nützlich machen. Denn fast jeder Isländer hat irgendwann im langen und doch eher düsteren Winter genug Langeweile, dass er im Laufe seines Lebens eine Band gründet.
Hier sind zehn Lieblinge, unverzichtbare Klassiker und Neukommer, die einen Einstieg in die große Musikwelt der kleinen Insel liefert. Wer weiterrecherchieren möchte, tut das am besten auf nordische-musik.de – der Referenzseite für skandinavische Musik – oder direkt bei den beiden Indielabels 12 Tónar und Smekkleysa.
Björk – Debut (1993)
Das große musikalische Aushängeschild bleibt und ist: Björk. Erst bei den unnachahmlichen Sugercubes unterwegs in Sachen Neuordnung der Popgeschichte und noch erfolgreicher als Solokünstlerin. Die Stimme macht immer den Unterschied und ihre Vielseitigkeit macht sie zur vielleicht wichtigsten Musikerin der Welt. Sind die neueren Werke bis ins Detail durchdacht und mit entsprechenden Videos als Gesamtkunst zu sehen, durchfließt „Debut“ noch ein Hauch des Spontanen. Ein großer Klassiker, dem viele weitere gefolgt sind.
myspace: Björk
Hjaltalín – Sleepdrunk Seasons (2009)
Sie sind Orchester. Sie machen Popmusik. Mit großen, bunten Melodien, viel Pomp und Getöse. Eine eigenständige und sehr unterhaltsame Mischung, die am ehesten noch an die Entwürfe der kanadischen No Kids erinnern. Das Album ist eine quirlige Mischung Frühling – und genau da erscheint auch dieses Werk über die sympathischen Jungs von Haldern Records. Live bestimmt verdammt sehenswert – die erste Tour führt sie im Januar übrigens auch nach Köln, München, Wien und Innsbruck.
myspace: Hjaltalín
Múm – Finally We Are No One (2002)
Ein entrückter Schwebezustand. Vorsichtiges Knispeln, endlos zerdehnte Flächen in vollendeter Balance. Musik, wie aus der Welt gefallen. Wer hier keine Kobolde und Gletscher sieht, der hat wohl überhaupt keine Fantasie. Múms neuere Werke trauen sich mehr, wandeln auf eher analogeren Pfaden und erschrecken mit surrealen Posen und versöhnen mit entrückten, aber greifbareren Gesängen. Eine wichtige Band, deren Sound viele Nachahmer gefunden hat.
myspace: Múm
Nix Noltes – Oridor Hawai (2005)
Islands isolierte Position lässt viele Eigenheiten entstehen. Musik, mit nordischer Melancholie, Musik aus der Abseitsfalle. Musik, die noch ungehört klingt und daher so spannend ist. Nix Noltes macht lädierte Avantgardemusik. Mal tanzt er den Slivovica und bringt bulgarische Folklore zum Leuchten, danach grient er und scheint der Mann zu sein, dem die ganze Last der Welt auf den Schultern liegt. Ein Klangerlebnis für Spezialisten und ein Beweis für die Kreativität dieser Insel.
myspace: Nix Noltes
Rökkurró – Það kólnar í Kvöld (2008)
Wir empfehlen Decken mit plusternden Gänsedaunen, ruhig flackernden Kerzenschein und herben Tee. Dann: Licht aus, aufwärmen und Rökkurró hören. Ein schukelig herbes Akkordeon und hellhörige Stimmen erklingen im Raum. Ab und zu fallen Tränen, die sich scheinbar zum kollektiven Sterben in Schönheit verabredet haben. Ein bisschen niedergeschlagen, aber nicht gänzlich hoffnungslos. Ein tolles Debüt zwischen Folk und Pop für besondere Momente.
myspace: Rökkurró
Ja Hjaltalín sind nach Final Fantasy und Soap & Skin schonmal der dritte Grund in diesem Jahr endlich wieder nach Haldern zu fahren.
Bin definitiv dabei, Bastian! Vielleicht können wir direkt da ein Sommer-Redaktions-Treffen starten:)
würd auch gern mit ;)
Hab schon mein Ticket. Bevor sie richtig teuer werden. Haltet euch lieber ran.
möglicherweise muss ich da klausuren schreiben. wann war nochmal der genaue termin?