Review: Anathallo – Canopy Glow (2008)
Eine weitläufige, farbenfrohe Blumenwiese. Bunte Düfte schweben durch die Luft, das Gras ist hochgewachsen und von menschlichem Einwirken unangetastet. Die Samen von Löwenzahn-Pflanzen wirbeln herum. Die Sonne strahlt mit voller Kraft, sie blendet, blendet über, alles liegt in einem grell-weißen Schleier. Unter einem Kirschbaum tanzt ein kleines Mädchen im Sommerkleid und summt eine Melodie. Es ist “Noni’s Field“, der Eröffnungstrack von Anathallos zweitem Album “Canopy Glow“. Ein Frauenchor singt polyphon nymphenhafte Töne und schließlich vergeht der Song in einem schillernden Blütensturm.
Das zweite Werk der sieben Illinoiser passt nicht in den kalten Herbst. Das vertonte Frühlingserwachen auf “Canopy Glow“ lässt die Erinnerungen an die warmen Jahreszeiten noch einmal aufblitzen, nimmt den Hörer mit auf eine gemütliche Floßfahrt über “The River“, vorbei an dicht bewachsenen, blühenden Auen und versprüht im düsteren “Northern Lights“ einen Hauch freundschaftlicher Wärme.
“Canopy Glow“ ist voll von diesen verwunschen Klängen und bewährt sich bei all seiner Vertracktheit stets ein Maximum an Zurückhaltung. Streicher zirpen, Drums holpern tollpatschig durchs Dickicht und das Xylophon tänzelt daher, immerwährend umgarnt von dem mehrstimmigen, hohen Gesang. Anathallo erfordern auf dem Nachfolger zum überzeugenden Debüt “Floating World“ ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Nicht selten lässt die starke Besonnenheit des Albums das Pendel rastlos zwischen Feinfühligkeit und Belanglosigkeit hin- und herschwingen.
“Canopy Glow“ ist ein Album für die melancholischen Stunden, für die nachdenklichen Sommernächte am Lagerfeuer, die seltenen und besonderen Momente, das sich schlussendlich dem raschen, klirrenden Winterbeinbruch und ebenfalls seinem Vorgängeralbum geschlagen geben muss. Erst wenn die Parks wieder zum Leben erwachen und die Augen und Nasen anzuschwillen beginnen, werden Anathallo mit ihrer Frühlingssymphonie zu überzeugen wissen.
6.7 / 10
Label: Anticon
Spieldauer: 44:10
Referenzen: Sufjan Stevens, The Polyphonic Spree, The Flaming Lips, M. Ward, Belle & Sebastian
VÖ: 18.11.08
Großartige Liveband fand ich, ziemliche Sympathen. Hab die Platte etwas besser gesehen, allerdings kenne ich auch den Vorgänger nicht. Text passt aber trotzdem sehr gut. :)
ausgezeichnete liveband. :-) vorgestern gesehen und spontan übermannt worden. einen ordentlichen budenzauber veranstalten die und schaffen dennoch magie. sind nun aber erst einmal in japan…
Nächster auftouren-Trip! Auf nach Nippon!
das wär mal was. hm?