Review: Microfilm – The Slingshot Orchestra
Die Symbiose aus organischer Live-Instrumentierung und zitternd, pulsierender Elektronik ist schon seit jeher ein zentrales Thema für Produzenten aller Welt und Dekaden. Egal ob Pop, Rock oder Techno. Kontrast fasziniert, polarisiert, aber vor allem: Funktioniert. Erst recht wenn der Mensch an den Reglern die Kunst beherrscht, die Grenzen unbemerkt verschwimmen zu lassen. Vermeintliche Glockenklänge entpuppen sich in ihrer Modulation als Produkt der Audiosynthese, während sich schimmernde Flächen als opulentes Streichquartett aufschlüsseln.
Genau solche Momente machen sich Microfilm aus Portland zunutze und umschiffen dabei locker die Gefahr, sich im post-instrumentalen Wahnsinn zu verlieren. Matt Mercer und Matt Keppel nehmen das beste vom Techno-Pop made in Berlin/Köln und versetzen diese Essenz mit glänzenden, blank polierten Vocal-Parts. Die potentielle Problematik, in das seichte Fahrwasser des Electroclashs abzutreiben, wird durch die ergiebigen Arrangements gekonnt ausgelöscht. Trotz Loop-basierter Songstrukturen wirken die Stücke nie statisch oder monoton, sondern entwickeln durch ihre wiederkehrenden Motive eine fein justierte Eigendynamik.
Das Duo kreiert so einen lupenreinen, melancholischen Pop-Entwurf, der selbst engstirnige Indie-Dogmatiker nicht kalt lassen dürfte. Stellt sich nur die Frage, ob den beiden auch hierzulande der Sprung aus der Blogosphere gelingen wird, da der Stempel dieses Mediums leider viel zu oft den Eindruck fehlender Substanz erweckt. In diesem Fall sollte man sich nicht davon täuschen lassen, da einem sonst ein wunderbar vielfältiges Album entgeht.
8.0 / 10
Label: Fiche Music
Spieldauer: 51:50
Referenzen: Popnoname, Apparat, Junior Boys, Goldfrapp, Superpitcher, Fisherspooner, The Field, Erlend Oye, M83
VÖ: 11.11.08