Als Dan Friel und BJ Warshaw vor sechs Jahren das Projekt Parts & Labor ins Leben riefen, hätten sie sich sicher nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen können, wo die Reise im Jahre 2008 soundtechnisch hinführen sollte. Ursprünglich als Noise-Punk-Act gegründet, verstand es die Band von jeher, die eigene Klangkulisse stets um zahlreiche Elemente zu erweitern, nun ist ihr mit dem inzwischen vierten Album abermals ein gewaltiger Sprung gelungen. „Receivers“ bietet acht Tracks in knapp 42 Minuten, viel mehr Art als Noise, noch mehr Dichte und Zusammenhalt der einzelnen Stücke und eine unbändige Experimentierfreude. Diese ging sogar so weit, den Fans per Aufruf auf der Homepage die Möglichkeit zu geben, den Bandmitgliedern Field Recordings und Audio Samples zukommen zu lassen, die dann eventuell ihren Weg auf das neue Werk finden sollten. Der dann doch etwas längeren Aufzählung von Danksagungen im CD-Booklet zu urteilen, stieß diese Offerte auf reichlich Anklang. Jeder Teilnehmer darf sich also gespannt auf Spurensuche begeben…

Die Platte macht von Beginn an klar, woher der Wind weht. Der Opener „Satellites“ beginnt mit dem schon von No Age so vertrauten Noise-Knarzen, das auch den Solosachen von Dan Friel durchaus nicht fern ist, mündet dann nach knapp 50 Sekunden in den sich langsam anbahnenden Flow des Songs, um – von intensivem Drumming angetrieben – in den verbleibenden sechs Minuten linear so sehr an Fahrt aufzunehmen, dass es sich zu einer der ganz großen Hymnen des Jahres entwickelt, die sich kurzfristig von einem Geräusch-Hagel geschlagen geben muss, ehe in leicht veränderter Form und anderem Titel (Nowheres High) zum nächsten großen Schlag ausgeholt wird. Spätestens jetzt wird klar, dass von einem zusammenhängenden Werk gesprochen werden muss, dessen Songs zu jeder Zeit gekonnt ineinander fließen.

Parts & Labor haben für sich die Schnittstelle aus Avantgarde und Pop gefunden und sind der Beweis dafür, dass hohe Komplexität und eingängige Refrains sich nicht per se zuwider sind, sondern durchaus gleichberechtigt und respektvoll nebeneinander ihren Weg gehen können. Dabei verzeiht man der inzwischen vierköpfigen Band aus Brooklyn auch gerne, dass sie mit „Satellites“, „Nowheres High“ und „Little Ones“ die augenscheinlichsten Hits auf der ersten Hälfte der Platte platziert, um später leicht an Qualität und Begeisterung einzubüßen und somit das anfangs hohe Maß an Qualität nicht über die volle Distanz halten zu können. Vor allem, wenn in Dan Friel´scher Manier ausgiebig gequietscht und gefrickelt werden kann, ohne dabei jemals vom rechten Weg abzukommen: We will make our escape so silently / No we´ll never touch the ground / Our lungs will slowly speak the slightest sound / Outside the sirens will sing and alarms they will wail (…) It´s such a beautiful wedding in a wasteland“ heißt es in „Wedding In A Wastland“, während wir mit einer erschreckenden Gewissheit erkennen, unsere Party längst völlig abgekapselt von der restlichen Umgebung zu feiern.

7.7 / 10

Label: Jagjaguwar / Cargo

Spieldauer: 41:40

Referenzen: Dan Friel, No Age, Deerhunter, Jay Reatard, Times New Viking

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 24.10.2008

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