Empfehlung: Alaska In Winter
Was so ein Aufenthalt in Berlin alles ausmachen kann: War das letztjährige Debüt von Alaska in Winter noch von Violinen, Ukulelen oder der unnachahmlichen Gast-Stimme von Beiruts Frontmann Zach Condon in „Close Your Eyes“ geprägt, deuten die ersten, nun zu hörenden Töne vom Zweitwerk „Holiday“ eine ganz andere Richtung an. OK, zugegeben, auch „Dance Party In The Balkans“ verzichtete durchaus nicht auf elektronische Momente, allerdings dienten diese eher der unaufdringlichen Untermalung der Soundkulisse. Das sollte sich fortan ändern, der Einfluss von nächtelangen Club-Touren durch die Szene Berlins hinterlässt eben so seine Spuren, das beweist ein erster Hördurchgang von „Berlin“, eines der insgesamt zwölf neuen Stücke auf „Holiday“ doch recht eindrucksvoll.
Ein stampfender Beat treibt den hypnotisierenden Song an und verleiht ihm ausreichend Kraft, endlich aus den Puschen zu kommen. Das wurde aber auch Zeit, ist ja schließlich schon dunkel. Auf geht´s, schnell unter die Dusche, zumindest ein wenig zurechtstylen, die Jungs wollen ja gleich schon zum „Vorglühen“ kommen. Und während man sich dann, leicht angetrunken durch die nächtlichen Gassen Berlins wagt, trotz Nieselregen von der bizarren Lichterkulisse überwältigt, finden erste Beats ihren Weg in die Gehörgänge. „Mh, ist das Pantha Du Prince?“ fragt einer, „der soll ja heute hier auflegen“. „Keine Ahnung“. Und während das Gespräch langsam im Sande verläuft, dringen auch schon die nächsten Töne ins Ohr, Daft Punk können nicht weit sein. Bevor man sich aber für einen Club entscheiden kann, vergeht noch eine gewisse Zeit, in der immer wieder neue Geräusche aus den Gassen der Stadt zu vernehmen sind. Die Auswahl ist einfach zu groß, das Einigen fällt schwer. Gut, dann erstmal ab zum nahegelegenen Kiosk, neuen „Sprit“ besorgen. Der Rest der Nacht ist nun nur noch skizzenhaft in Erinnerung, die Gewissheit aber, dass es heute Abend gleich weitergeht, bleibt unmißverständlich bestehen.
So in ungefähr muss Brandon Bethancourt, der Mann hinter Alaska in Winter, seine Zeit in Berlin verbracht haben, anders sind die aufregenden, pulsierenden, stets authentisch von einer andauernden Club-Atmosphäre getragenen Songs wie „Streetgang III“ wohl nicht zu erklären. „Holiday“ ist überdies auch wieder ein eindrucksvoller Beweis, wie sehr Umgebung, Stimmung und Gemüt eine Platte prägen. Hält das One-Man-Projekt Alaska in Winter das Nivea auf Albumlänge, dürfte die Platte ihre Wirkung als Anheizer für anstehende, durchzechte Nächte kaum verfehlen.
Alaska In Winter – Holiday : VÖ: 17.11.08 (Regular Beat)
Erste Platte fand ich dann leider doch recht mittelmäßig. Hoffe, die Elektronik kann neuen Schwung bringen…