Review: Starfucker – Starfucker (2008)
Die Geschichte des Trios Starfucker aus Portland ist unweigerlich auch die Vorgeschichte ihres Sängers und Gründers Josh Hodges. Vier Jahre New York hatten dem damaligen Bandmitglied und- Gründer von Sexton Blake das Blut entzogen, ihn niedergeschlagen und ausgebrannt wieder ausgespuckt. Er verließ die Stadt, ließ sich von Freunden hypnotisieren, entdeckte in Thailand die Meditation für sich und zog zurück in sein Elternhaus im „neuen Indiemekka“ Portland. Er merkte schnell, dass es mit Sexton Blake auch dort nicht weitergehen würde, man in einer kreativen Sackgasse steckte. Die Abkopplung von Sexton Blake ist die Geburt von Starfucker. Was mit einsamem Werkeln an diversen Instrumenten im Keller begann, wurde ein Trio, nicht nur in Portland mittlerweile bekannt für bunte und ausgelassene Live-Shows. Seit September außerdem bekannt für das Debutalbum „Starfucker“, das einen Punkt hinter die Vorgeschichte und ein dickes Ausrufezeichen hinter sich selbst setzt.
Schon der erste Track zeugt von Hodges neuer Spielfreude, vertraut seinen zurückhaltenden Gesang, seine verzerrten Spracheinspieler und seine 80’s-Keyboardklänge einem druckvollen und basslastigen Beat an. Eine feste Struktur braucht es da nicht mal. Später ist festzustellen: „Florida“ ist mehr als eine Vorahnung, was den Hörer im weiteren Verlauf des Albums erwartet. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, die drei Multiinstrumentalisten hätten wenig ausprobiert, würden eine zwar homogene, aber doch sehr einseitige Schiene fahren. Das würde dieser Platte aber nicht gerecht werden. Fakt ist nämlich: Sie vermeidet zwar bewusst die großen Umwege, macht dafür aber reichlich kleine, interessante Schlenker und weiß genau, wo sie hin will. Genau diese Zielstrebigkeit macht so auch die Single „German Love“ bereits beim ersten Hören zum waschechten Hit. Ohne Refrain und versehen mit gerade einmal zwei verschiedenen Textzeilen wirkt die schlichte Liebeserklärung als Ohrwurm für den ganzen Tag.
Auch textlich entfernt man sich nicht wirklich weit von der Ideallinie. Meist braucht es da nicht mehr als zwei, drei Zeilen um die Gefühlswelten zu beschreiben. Allerdings pendelt Hodges in vielen netten Variationen zwischen jugendlichem Selbstbewusstsein und nachvollziehbar schmerzhafter Erkenntnis der eigenen Grenzen. Und fast immer geht es um Liebe. Die wird ohne Angst vor einem erwachsenen Urteil auch mal mit „I never forget you Little Wondergirl“ zur Erwiderung aufgefordet, und trifft in „Pop Song“ sogleich auf großartige Worte wie „You even have health insurance, oh what a bore, you could have so much more.“. Es sind die Kontraste im Kleinen, die aus der Ferne betrachtet ein farbenfrohes Gesamtbild erzeugen.
Auch instrumentale Aspekte betreffend, verstehen es Starfucker exzellent, diese kleinen Kontraste verständlich und wirksam gegenüberzustellen. Meist unterlegt mit kräftigen Bassdrumschlägen, Synthetik-Snare und Handclaps, Rasseln, oder Stickklackern, verführen tolle Melodien ständig konträre Elemente zur gegenseitigen Annäherung. So lernen sich etwa im tragischen Pop-Winzling „Holly“ Stampfbeat und Kinderzimmer-Melodika kennen und lieben. Anschließend verwischt die dröhnende Walze von „Hard Smart Beta“ kompromisslos alle Träumereien und kommt dabei den entfernten Genre-Verwandten von Ratatat erstaunlich nahe. Gerade einmal eine gute halbe Stunde brauchen Starfucker mit ihrem tanzbaren Debüt, um dem mehr als nur mit Elektro angehauchtem Indie-Pop ein natürliches Gesicht zu verleihen. „Isabella Of Castille“ nimmt sich davon zurecht ganze 4:31 Minuten und beschließt ein ebenso stimmiges wie greifbares Album, das bewusst das Happy End stets nur streift, insgesamt aber einer der Glücksgriffe dieses Jahres werden könnte.
8.0 / 10
Label: Badman Recording
Spieldauer: 33:58
Referenzen: Ratatat, Sexton Blake, Air, Freaky Age, Eskimo & Sons, Mint
VÖ: 23.09.2008
Wie übersetzt man eigentlich den Namen richtig? Vorschläge?
colin farell ;)